(Karl Heinz Roth / Jan Peter Abraham)

Nach den zahlreichen Präsentationen des Krim-Buches während des Vorjahres standen 2013 die gemeinsam mit der Kurt und Herma Römer-Stiftung betriebenen Bemühungen um die Veröffentlichung der im Frühjahr fertig gestellten russischen Übersetzung im Mittelpunkt. Hierfür war ursprünglich der in Moskau ansässige Verlag NLO („Novoe Literaturnoe Obozrenie“) anvisiert. Angesichts der dort geltend gemachten Bedenken hinsichtlich der im Buch gesammelten Erkenntnisse zu der Bedeutung der russischen Bevölkerung der Krim bei der Kollaboration mit dem deutschen Besatzungsregime wären jedoch inhaltliche Eingriffe nötig geworden, was aus Sicht der Autoren nicht akzeptabel war. Eine Veröffentlichung bei dem als Alternative erwogenen Verlag der Universität Simferopol‘ erwies sich ebenfalls als schwierig. Auch eine für 2014 geplante Veröffentlichung bei der Verlagsgruppe URSS in Moskau konnte nicht umgesetzt werden. 2015 ist die russische Übersetzung schließlich als E-Book beim Hamburger Verlag Edition Nautilus erschienen.

Ende September 2013 begleitete Jan-Peter Abraham eine Gruppe von Vertreterinnen der Kurt und Herma Römer-Stiftung und der Hamburger Initiativgruppe Krim sowie Dagmar Reemtsma und ihre Tochter nach Simferopol‘. Anlass hierzu war die private Initiative von Dagmar Reemtsma zur Auszahlung einer finanziellen Entschädigung an Überlebende des KZ „Sowchos Krasnyj“, welche in dem vom Invalidenverein Simferopol‘ betriebenen „Haus Hoffnung“ stattfand. Darüber hinaus kam es zu Begegnungen mit anderen Zeitzeugen der deutschen Besatzung, teils verbunden mit privaten Hausbesuchen. Der einwöchige Aufenthalt wurde in Teilen von der Römer-Stiftung finanziell unterstützt. Entgegen unserer Absichten kam es in diesem Zusammenhang jedoch zu keiner Fortentwicklung des angedachten Editionsprojekts der für das Krim-Buch gesammelten mündlichen Überlieferungen. Für die hierfür erforderlichen Zusatzrecherchen bot sich während des o.g. Aufenthalts angesichts der intensiven Betreuungs- und Übersetzungsarbeiten keine Gelegenheit. Auch aufgrund der anderweitigen Notwendigkeit eines kontinuierlichen Lebenserwerbs erweist sich dieses Vorhaben als zunehmend unrealistisch.

 

Publikationen zum Projekt:

Karl Heinz Roth, Jan-Peter Abraham, Reemtsma auf der Krim – Tabakproduktion und  Zwangsarbeit unter der deutschen Besatzungsherrschaft 1941-1944, Hamburg: Edition Nautilus 2011.

 

Aus der Verlagsbeschreibung:

"Der Reemtsma-Konzern wollte durch den Zugriff auf die Tabakwirtschaft der südlichen Sowjetunion seine Kontrolle über den Tabaksektor in Europa absichern und das Unternehmen in einen global player der Lebens- und Genussmittelindustrie verwandeln. Dabei operierte er im Schatten der Wehrmacht, die die Krim und das Kaukasusgebiet als Schlüssel zur deutschen Weltherrschaft erobern und sichern sollte. Für die Tabakgemeinden und die Betriebsbelegschaften der Krim ging es dagegen ums nackte Überleben.

Insgesamt etwa 20000 Menschen wurden zur Arbeit auf den Tabakfeldern und in den Verarbeitungsbetrieben gezwungen. Durch die Verdopplung der Perspektive – der Konzernmanager und der Ausgebeuteten – ist mit diesem Buch eine Sozialgeschichte der deutschen Besatzungsherrschaft in Osteuropa am Beispiel der Krim entstanden. Dabei werden drei Schwerpunkte miteinander verknüpft: die Unternehmensgeschichte des Reemtsma-Konzerns im Kontext der deutschen Eroberungs- und Plünderungspolitik; die Geschichte der unmittelbaren Produzenten, die mit ihren Berichten selbst zu Wort kommen; sowie eine
Gesamtgeschichte der Krim unter der deutschen Besatzungsherrschaft."

 

Link zum Inhaltsverzeichnis als PDF-Datei auf der Seite des Verlags Edition Nautilus

 

Weitere Publikationen zum Projekt:

Ян-Петер, Абрахам, Карл Хайнц Рот, «Реемтсма» в Крыму – Производство табака и принудительный труд в период немецкой оккупационной власти 1941-1944 годов. Гамбург, Едитион Наутилус, 2015 г (russiche Übersetzung des Reemtsma auf der Krim-Buchs). Link zum Buch

Hartmut Rübner, Unternehmensinteressen und Vierjahresplan. Der Reemtsma-Konzern im "Dritten Reich", in: Sozial.Geschichte. Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts, Neue Folge 22 (2007), H. 3, S. 13-42. Link zum Zeitschriftenbeitrag