Regionalgeschichte und deutscher Faschismus (Jörg Wollenberg)

Auf der Grundlage der im Vorjahresbericht dargelegten Konzeption habe ich im Verlauf des Jahrs 2013 zwei Themenfelder bearbeitet, die sich auf unterschiedliche regionalgeschichtliche Konstellationen bezogen.

Zum einen gelang es, die seit über zwei Jahrzehnten laufenden Bemühungen um die dauerhafte Dokumentation der frühen Konzentrationslager in Eutin und Ahrensbök (Schleswig-Holstein)  erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Dazu fanden am 26. Januar und 10. Mai 2013 nochmals einführende Vortragsveranstaltungen statt. Am 29. September 2013 wurde dann in der Gedenkstätte Ahrensbök eine Dauerausstellung eröffnet.  Damit kam meine mehrjährige ehrenamtliche Tätigkeit als Vorstandsmitglied der Gedenkstätte Ahrensbök zum Abschluss.

Den zweiten Schwerpunkt bildeten „Dämmerstunden über Vergessenes und Verdrängtes – Bremen vor 80 Jahren im Spiegel der Akten und Zeitzeugen“, die ich zusammen mit Detlev Dahlke in der Zeit vom 15. Januar bis 11. Juni 2013 jeweils dienstags von 17 bis 19 Uhr im DGB-Haus Bremen durchführte. Dabei ging es um die Hintergründe und Kontexte der politischen Machtübertragung an die Nazis, die in Bremen, einer Hochburg der deutschen Arbeiterbewegung, Ende Januar 1933 begann und im März 1933 abgeschlossen wurde. Anhand von Akten und Zeitzeugenberichten von VeteranInnen der Arbeiterbewegung wurden diese Ereignisse rekonstruiert und ihre Folgen untersucht. Aus unterschiedlichen Erfahrungshorizonten wurden die dramatischen Auswirkungen des politischen Terrors, der politischen „Gleichschaltung“, der seit 1934/35 einsetzenden Rüstungskonjunktur und des Wegs in den „totalen Krieg“ beleuchtet. Den abschließenden Schwerpunkt bildete die in der letzten Veranstaltung aufgeworfene Frage, warum die gegen Ende des Kriegs in Gestalt der „Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus“ geschmiedete Arbeitereinheit innerhalb weniger Monate wieder unter dem Druck der Besatzungsmacht und des früh einsetzenden Kalten Kriegs marginalisiert werden konnte. Dabei wurde am Beispiel einiger Arbeiterfamilien gezeigt, wie sich die neuerliche Spaltung der Arbeiterorganisationen nicht nur auf der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Ebene auswirkte, sondern auch bis in die Poren der intimen verwandtschaftlichen Beziehungen vordrang.