Arin Namal

 

Inhalt

     Zusammenfassung
     I. Einleitung
     II. Sgalitzers Türkei-Jahre
     III. Ankunft des Ehepaars Reininger in der Türkei
     III. 1. Die Dienstzeit Ing. Reiningers
     III. 2. Die Dienstzeit der Röntgenschwester Margarethe Reininger
     IV. Die Dienstzeit von Ing. Weisglass
     V. Wandel der Staatsangehörigkeit: von österreichisch zu deutsch zu heimatlos und schließlich wieder zu österreichisch
     VI. Die späteren Jahre
     Anmerkungen


Zusammenfassung

Zahlreiche aus den Ländern unter nationalsozialistischer Herrschaft emigrierte Wissenschaftler, Spezialisten und Techniker fanden Zuflucht und Arbeit an der Universität Istanbul. In den Jahren 1938-1948 waren in diesem Rahmen der österreichische Arzt und Wissenschaftler Prof. Dr. Max Sgalitzer sowie drei technische Spezialisten gleicher Herkunft am Radiologischen Institut der Universität Istanbul tätig. Als Sgalitzer 1943 nach Amerika emigrierte, blieben seine drei Landsleute noch fünf weitere Jahre am Institut und sorgten dafür, dass das mit zahlreichen Gerätschaften ausgestattete Institut auch während der schwierigsten Jahres des Weltkrieges funktionsfähig blieb. Als versierte, erfahrene Röntgenschwester trug Margarethe Reininger zur Etablierung des Berufes der Röntgenschwester in der Türkei bei. Die beiden Ingenieure Walter Reininger und Carl Weisglass führten Kurse zur Ausbildung von Röntgentechnikern durch und sorgten mit aufopfernden Wartungs- und Reparaturarbeiten dafür, dass die Gerätschaften der Medizinischen Fakultät und der Naturwissenschaftlichen Fakultät reibungslos funktionierten. Unter den Kriegsbedingungen, da die Verbindung zu Industrienationen erschwert war, trug ihr hoch qualifizierter Dienst eine besondere Bedeutung für die Aufrechterhaltung des Betriebes. Publikationen von Ing. Reininger und Ing. Weisglass in türkischen wissenschaftlichen Fachzeitschriften sind wertvolle Spuren, die sie nach dem Ende ihres Dienstes hinterließen.

I. Einleitung

Prof. Dr. Max Sgalitzer, geb. 20. September 1884 in Prag, Ing. Walter Reininger, geb. 20. September 1899 in Wien, seine Frau Röntgenschwester Margarethe Reininger, geb. 1. Juni 1896 in Wien, und Ing. Carl Weisglass, geb. 13. Dezember 1898 in Wien, emigrierten 1938 in die Türkei, nachdem sie in ihrer Heimat aufgrund ihres jüdischen Glaubens unerwünschte Personen geworden waren, als Deutschland Österreich unter seine Herrschaft nahm. 

Die Emigration, die einige Wissenschaftler aus dem vom Nationalsozialismus verdunkelten Europa in die Türkei führte (1), bot bisher hauptsächlich Anlass zur Beschäftigung mit Personen hoher akademischer Grade. Dabei gab es eine Reihe weiterer Personen, die ebenso ins Exil gingen, hier im Rahmen der türkischen Universitätsreform, die als eines der bedeutenden Ziele der jungen, 1923 gegründeten Türkischen Republik im August 1933 eingeleitet worden war, sehr wertvolle Dienste leisteten und unvergessliche Spuren hinterließen, doch bisher weitgehend unbeachtet blieben. Diese Studie möchte einen Beitrag dazu leisten, diese Lücke zu schließen, und stellt drei österreichische Fachkräfte vor, die eng mit Prof. Dr. Sgalitzer (1884-1974) zusammenarbeiteten, ihrem Landsmann, der fünf Jahre lang das Radiologische Institut der Universität Istanbul leitete. Die Beschäftigung mit den zehn Jahren, die diese beiden Ingenieure und die Röntgenschwester in der Türkei, einem Land, in dem zu leben ihnen sicher nie eingefallen wäre, aufgrund der Verfolgung durch den Nationalsozialismus zu verbringen gezwungen worden waren, bedeutet auch, ein Schlaglicht zu werfen auf die damalige gesellschaftliche Realität, die die akademisch weniger hochgradigen Emigranten in ihrem neuen Land erlebten.

II. Sgalitzers Türkei-Jahre

Sgalitzer, der im Juni 1938 seine Tätigkeit an der Universität Wien hatte aufgeben müssen, hatte einen Vertrag über die Leitung des Radiologischen Instituts der Universität Istanbul für den Zeitraum 17. September 1938-17. September 1943 unterzeichnet und sich sehr für die Aufnahme der genannten drei weiteren Personen in der Türkei und ihre Zusammenarbeit mit ihm eingesetzt. Sein Vorgänger war der berühmte deutsche Biophysiker, der herausragende Vertreter der Geschichte der Radiotherapie Prof. Dr. Friedrich Dessauer (1881-1963), der auf nationalsozialistischen Druck hin von seinem Posten an der Universität Frankfurt entfernt worden war und auf Einladung der Universität Istanbul das Radiologische Institut in den Jahren 1934-37 leitete (2). Bei seinem Abschied aus der Türkei hinterließ Dessauer ein für die damalige Zeit hochmodern ausgestattetes Institut (3). 

Sgalitzer, der auf dem Gipfel einer Laufbahn innerhalb der westlichen Medizin die Leitung eines Institut an der Universität Wien innehatte, als er sein Land verlassen musste, brachte wertvolle Erfahrungen in die Türkei mit und konnte über hundert Publikationen in hervorragenden wissenschaftlichen Zeitschriften vorweisen (4). Auf dieser Basis konnte am Radiologischen Institut der Universität Istanbul in der Phase unter Sgalitzers Leitung, in die der Vorabend des Zweiten Weltkrieges ebenso fiel wie seine schlimmsten Jahre, Ausbildung und Lehre ununterbrochen fortgesetzt und sogar die berufliche Weiterbildung, die für die Türkei völlig neu war, vorangetrieben werden. Er selbst trieb insbesondere seine Arbeiten auf dem Gebiet der Radiodiagnostik voran (5). Es gelang Sgalitzer, die Zahlen der an der Poliklinik seines Instituts ambulant und stationär behandelten Patienten deutlich zu erhöhen. Zugleich setzte er seine Publikationstätigkeit in nationalen wissenschaftlichen Zeitschriften fort und stärkte die internationalen Beziehungen des Instituts trotz der schwierigen Zeiten (6). 

Kurz vor Ablauf seines Vertrags bat Sgalitzer um ein Jahr unbezahlten Urlaub, beginnend am 15. Juli 1943, um seine in den USA lebenden Kinder besuchen zu können, die er seit seiner Ankunft in der Türkei nicht gesehen hatte. Als ihm dieser Urlaub von Seiten der Universitätsleitung jedoch verwehrt wurde, emigrierte er nach Vertragsende in die USA (7).

III. Ankunft des Ehepaars Reininger in der Türkei

Bei dem Ruf Sgalitzers an die Universität Istanbul wurde ihm mitgeteilt, das Institut benötige auch eine Röntgenschwester sowie Röntgentechniker, und er wurde gebeten, bei der Behebung dieses Mangels behilflich zu sein. Am 27. April 1938 schrieb Sgalitzer aus Wien an den Rektor der Universität Istanbul, dass er sich in dieser Sache in Österreich umhören und das Ergebnis mitteilen würde (8). 

Als Sgalitzer Anfang September die Reise in die Türkei antrat, schrieb er mit Datum vom 31. August 1938 aus Prag dem Rektor der Universität Istanbul erneut einen Brief in französischer Sprache und erinnerte daran, dass der Wiener Ingenieur Reininger und seine Frau, die Röntgenschwester Margarethe Reininger (s. Dok. 1), gern in die Türkei kommen würden (9).

DOK 1: Ing. Walter Reininger (10)
DOK 1: Ing. Walter Reininger (10)

Röntgenschwester  Margarethe Reininger
Röntgenschwester Margarethe Reininger

Tochter Eva-Ruth
Tochter Eva-Ruth

Von Sgalitzer über die offenen Stellen an der Universität Istanbul unterricht, hatte Ing. Reininger am 23. Mai 1938 aus Wien wiederum auf Französisch dem Rektor der Universität Istanbul eine Bewerbung für sich und seine Frau geschickt (11): 

"Sehr geehrter Herr Rektor, 

ich wende mich an Sie durch die Vermittlung Prof. Dr. Max Sgalitzers, der, wie Ihnen bekannt, aus Wien kommend die Leitung Ihres Radiologischen Instituts übernimmt. Er empfahl mir, mich bei Ihnen um die Stelle des Oberphysikers an Ihrem Radiologischen Institut zu bewerben. Dieser Empfehlung entsprechend möchte ich Ihnen zu meiner Biographie folgende Einzelheiten zur Kenntnis geben. Ich wurde 1899 in Wien geboren und bin Österreicher. Hier besuchte ich die Grundschule, das Gymnasium und die technische Universität. Meine Fachausbildung absolvierte ich in Elektrotechnik und Mechanik. 1922 bestand ich das II. Staatsexamen und erhielt das Ingenieursdiplom. Das Jahr 1923 verbrachte ich bei der AEG in Berlin. 1924 eröffnete ich in Wien eine Werkstatt für mechanische Produktion. Zur Herstellung von Maschinen und unterschiedlichen Apparaten beschäftigte ich hier 25 Angestellte. 1926 stellte ich Untersuchungen und Forschungen im Bereich der Mechanik an. Sämtliche Berechnungen, Zeichnungen und praktischen Versuche dazu führte ich eigenhändig in meiner Werkstatt durch. In den letzten Jahren stellten wir in dieser Werkstatt, wie Sie dem anliegenden Prospekt entnehmen können, Messgeräte, fotoelektrische Geräte, Geräte zur Messung der Röntgenstrahlen, Apparaturen wie Rotlicht und Entwicklungszubehör zum Gebrauch in Fotolaboren sowie Vergrößerungs- und Verkleinerungsapparate für Röntgeninstitute her (s. Dok. 2). Seit 1931 war ich im Laboratorium Strauss (Wien XVII, Pointengasse 5) tätig, dieses Labor ist einer der Erfinder der TSF-Röhre. Hier stellten wir Röntgenstrahl- und Radium-Messgeräte her, z.B. das in Istanbul vielfach verwendete MECAPION. Meine acht Jahre im Laboratorium STRAUSS brachten mir tiefe Kenntnisse der Einstellung der Dosen von Röntgenstrahlen und Radium sowie der Montage, Justierung und Reparatur von Diagnose- und Therapiegeräten. An der Universität Wien wurde ich gebeten, wissenschaftliche Messungen für fast alle Institute vorzunehmen. Unten nenne ich Ihnen als Referenz die Leiter dieser Institute. Neben den oben genannten Tätigkeiten war ich seit 1937 dem Hochdrucklabor angeschlossen, das Neonröhren herstellt sowie TSF- und Röntgenstrahlröhren erneuert und korrigiert. Auch in diesem Bereich konnte ich große Erfahrung gewinnen. Den Dosimeter, ein Gerät zur Messung der Strahlenbelastung, realisierte ich in Zusammenarbeit mit Priv. Doz. Dr. Rudolf Pappe. Unser Ergebnis publizierten wir in den Fachzeitschriften "Strahlentherapie" und "Fortschritte der Röntgentechnik". Mein Gemeinschaftsprojekt mit Herrn Dr. Waldapfel bezog sich auf die Verwendung von Röntgenstrahlen am Kehlkopf (s. sein Buch und seine Publikationen hierzu). Zuletzt führte ich in Begleitung meines Bruders am Physikalischen Institut der Universität Wien eine Arbeit über das Entweichen von Gas durch. Meine Kenntnisse über Röntgen- und Radium-Gerätschaften erlauben mir, nicht nur Studenten und Assistenten der Medizin zu unterrichten, sondern auch das staatliche Forschungsinstitut zu leiten. Wenn mir die Gelegenheit dazu gegeben wird, könnte ich ein staatliches Labor einrichten, das nicht mehr einsatzbereite Röhren und andere Gerätschaften wieder funktionsfähig macht. Ich verfüge über gute Kenntnisse der Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch. […] Da das Laboratorium Strauss mich beurlaubte und ich meine Werkstätten für Mechanik und Hochdruck verkaufen musste, könnte ich, vorbehaltlich der Ausreiseformalitäten, sogleich abreisen. Es wäre eine große Ehre für mich, die Aufgabe an Ihrem Institut zu übernehmen, die ich, so glaube ich, auch erfüllen kann. Ich hoffe, dass Sie mir so bald wie möglich eine Rückmeldung hierzu geben. In Erwartung Ihrer Antwort, verehrter Herr Rektor, verbleibe ich 

Hochachtungsvoll". 

Ein Brief vom 2. September 1938, in dem Walter Reininger dem Rektor der Universität Istanbul erneut seine berufliche Laufbahn und die seiner Frau ins Gedächtnis rief, zeigt, wie sich der Beschluss einer Berufung und der zugehörigen Formalitäten verzögert hatte. Doch endlich sollten die Bemühungen Sgalitzers und der Reiningers nicht vergeblich sein. Anfang September unterzeichneten Dr. Reininger und seine Frau auf dem türkischen Generalkonsulat zu Wien einen Zweijahresvertrag für die Dienstzeit 17. September 1938-17. September 1940, womit sie die Berufung an die Universität Istanbul annahmen.

DOK. 2: Broschüre zur Präsentation eines von Ing. Reininger in eigener Werkstatt hergestellten Gerätes
DOK. 2: Broschüre zur Präsentation eines von Ing. Reininger in eigener Werkstatt hergestellten Gerätes

Die dritte Person, die die beiden mit in die Türkei nahmen, war ihr einziges Kind, die knapp einjährige Tochter Eva-Ruth Reininger, geboren am 30. September 1937 in Wien. Die Bemühungen Walter Reiningers, auch seine Mutter Gisela Reininger, geboren am 20. April 1872 in Wien, mit in die Türkei zu nehmen, hatten zunächst keinen Erfolg. Mit Schreiben vom 16. September 1938 unterrichtete der türkische Generalkonsul in Wien das Rektorat der Universität Istanbul, dass "zur Erteilung eines Visums an die Mutter Walter Reiningers der jüngsten Weisung zufolge ein Beschluss des Ministerrates notwendig sei, ein solcher Beschluss jedoch nicht vorliege, weshalb kein Visum erteilt worden sei." Das Ehepaar Reininger setzte seine Bemühungen beharrlich fort. Auch ihr Institutsdirektor Sgalitzer unterstützte sie und bat die Universitätsleitung schriftlich um Hilfe. Dem Schreiben an das Rektorat der Universität war ein Foto beigelegt, das die Großmutter mit dem Baby im Arm zeigt (12). Man versuchte deutlich zu machen, wie wichtig ein Ende dieser Trennung für die ganze Familie sei. Bis zum 18. Januar 1939 schien dem Rektor noch kein positives Ergebnis vorzuliegen, denn ein Schreiben, das er an diesem Datum dem Erziehungsministerium in dieser Angelegenheit schrieb, endet mit folgenden Zeilen: 

"Der Radiologe Prof. Sgalitzer hat darauf hingewiesen, dass diese beiden fleißigen Assistenten ein Kind hätten und dass Madame Reininger nicht regelmäßig im Institut anwesend sein könnte, da sie dieses Kleinkind nicht in fremde Hände geben könne, weshalb er unsere Hilfe für die Erteilung der Erlaubnis zur Anreise nach Istanbul der Mutter Walter Reiningers, wohnhaft Löwengasse 2a, Wien 3, DEUTSCHLAND, und nicht von arischer Rasse, erbat. Ich bitte höflichst um Ihre Zustimmung, dass diese Erlaubnis erteilt wird." 

Der Ministerrat hatte mit Beschluss Nr. 10614 vom 15. Dezember 1938 bereits die erwartete Erlaubnis erteilt, doch aus unerfindlichen Gründen verzögerte sich die Zurkenntnisgabe dieses Beschlusses an die Betroffenen. Am 8. März 1939 teilte der Kulturminister dem Rektor der Universität Istanbul mit, dass dem Generalkonsulat in Wien der zur Erteilung des Visums nötige Beschluss übermittelt worden sei. Im März 1939 schließlich, also sechs Monate nach der Ankunft ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter in der Türkei, konnte Großmutter Gisela Reininger ihr besetztes Land verlassen und ihre erst anderthalbjährige Enkelin wiedersehen. Mit Schreiben vom 15. März 1939 informierte das Polizeipräsidium das Rektorat der Universität darüber, dass die Aufenthaltsdauer Gisela Reiningers in der Türkei auf die Zeit der Arbeitserlaubnis ihres Sohnes Dr. Reininger beschränkt sei, und bat entsprechend um Mitteilung dieser Frist. In dieser Korrespondenz bedient sich das Polizeipräsidium der Bezeichnung "der deutsche Jude" vor dem Namen Walter Reiningers (13). 

Die Emigration Walter und Margarethe Reiningers in die Türkei ging nicht problemlos vonstatten. Die in der Universität vorhandene Korrespondenz weist aus, dass das Ehepaar mit dem Dampfer ankam, jedoch Schwierigkeiten beim Transport ihres Umzugsgutes hatte. Schließlich wandte sich der Rektor am 28. Januar 1939 schriftlich an das Zollamt: 

"Der an unserer Universität beschäftigte Walter Reininger übergab bei seiner Abfahrt von Wien nach Istanbul sein Hab und Gut einer Spedition, die es nach Istanbul transportieren sollte. Doch obwohl das Umzugsgut in der gesetzlich vorgeschriebenen Frist nach Istanbul hätte gebracht werden sollen, gab es Probleme bei der Erteilung der Erlaubnis, da der genannte Mitarbeiter der jüdischen Rasse angehört, und die Ankunft des Umzugsguts verzögerte sich. Ich bitte nun darum, dass Sie unserem unverschuldet in Schwierigkeiten geratenen Mitarbeiter behilflich sind." 

Nach Untersuchung der Angelegenheit antwortete das Zollamt am 16. Februar 1939, dass allen in die Türkei zur Niederlassung einreisenden Ausländern das Recht zugestanden werde, ihr Hab und Gut zwei Monate vor oder bis zu drei Monate nach ihrer eigenen Einreise in die Türkei einzuführen. Die Güter der Reiningers, die am 18. September 1938 in die Türkei eingereist waren, seien am 19. Januar 1939 am türkischen Zoll angekommen und, da die gesetzliche Frist bereits verstrichen sei, nunmehr der Abgabenpflicht unterworfen. Man könne hier in keinerlei Hinsicht behilflich sein. 

Die Hauptsorge der Reiningers betraf ihre noch im Ausland befindlichen Verwandten und die Möglichkeit, diesen zu helfen. Ihren Verträgen zufolge waren sie berechtigt, ein Drittel ihrer Monatseinkommen in ihr Herkunftsland zu überweisen. Als Walter Reininger dieses Recht dazu nutzen wollte, seiner in England lebenden Schwester Geld zukommen zu lassen, stieß er allerdings auf Schwierigkeiten. Als ein Organ des Finanzministeriums teilte das Devisenamt Istanbul am 10. Juli 1939 dem Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul mit, dass es ausländischen Beschäftigten gesetzlich nicht gestattet sei, in ein anderes als ihr durch Staatsangehörigkeit ausgewiesenes Herkunftsland Devisen zu übermitteln, weshalb der Wunsch Reiningers nicht ausgeführt werden könne (14). 

Die österreichischen Fachkräfte kamen in einer Zeit in der Türkei an, die problematischer war als jene Phase, in der die in den Jahren nach 1933 aus Deutschland Emigrierten eintrafen. Denn ein neuer Weltkrieg stand unmittelbar bevor. In Anbetracht dieser Situation war die türkische Regierung bemüht, bei den auf ihrem Territorium lebenden Deutschen die Anhänger der deutschen Regierung von jenen zu unterscheiden, die als Juden vor den Repressalien des NS-Regimes geflüchtet waren, und ihnen gegenüber ihre Haltung nach Maßgabe der außenpolitischen Linie zu revidieren. Aus diesem Grund reichte der türkischen Regierung nach der Besetzung Österreichs die Angabe "deutsch" auf die Frage nach der Staatsangehörigkeit bei den Reiningers nicht. Am 29. November 1938 erbat der Kulturminister vom Rektorat der Universität die Angabe, "welcher Rasse" Walter Reininger angehöre. In seinem Antwortschreiben teilte der Rektor am 2. Dezember 1938 mit, dass die infrage stehende Person "der mosaischen Rasse" angehöre (siehe Dok. 3).

DOK. 3: Das Kultusministerium erkundigt sich beim Rektorat der Universität nach dem rassisschen Status des deutschen Staatsbürgers Walter Reininger, der am Radiologischen Institut der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul beschäftigt ist.
DOK. 3: Das Kultusministerium erkundigt sich beim Rektorat der Universität nach dem rassisschen Status des deutschen Staatsbürgers Walter Reininger, der am Radiologischen Institut der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul beschäftigt ist.

Mit der Verschärfung der allgemeinen Lage teilte das Innenministerium dem Rektorat am 20. November 1939 folgenden Beschluss (15) mit, der die Grenzen der Türkei für zahlreiche Emigranten schließen sollte: 

"Mit Ministerratsbeschluss Nr. 9498 vom 29.August 1938, der verhindern soll, dass Juden ausländischer Staatsangehörigkeit mit Transitvisum einreisen und sich dann in unserem Lande niederlassen, wurde untersagt, dass deutsche, ungarische, rumänische oder italienische Juden in unser Land einreisen. Bezüglich Personen, die von der Regierung eingeladen oder beschäftigt werden, können mit Ausnahmeerlaubnis auf Ministerratsbeschluss Visa erteilt werden."

III. 1. Die Dienstzeit Ing. Reiningers

Der Sohn Siegmund und Gisela Reiningers, Ing. Walter Reininger, trat seine Tätigkeit am kurz zuvor unter die Leitung Sgalitzers gekommenen Institut für Radiologie und Biophysik der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul am 17. September 1938 an. Reiningers Fähigkeiten und Nützlichkeit müssen in kurzer Zeit in der Universität bemerkt worden sein: mit Schreiben vom 9. Oktober 1939 teilte der Dekan dem Rektor mit, dass ihm alle Mitglieder des Lehrkörpers empfohlen hätten, Reininger zum Leiter der Hauptwerkstatt der Universität zu ernennen. Geplant sei, dass er von 8.00 bis 13.00 Uhr im Radiologischen Institut, von 14.00 bis 18.30 Uhr aber in seiner neuen Stelle tätig sein sollte. Bei der Unterhaltung der modernen Geräte, die dem Institut zur radiotherapeutischen Tiefen- und Oberflächenbehandlung zahlreicher Patienten und zu radioskopischen und radiographischen Aufnahmen dienten, die ununterbrochen auch am Vorabend des Weltkriegs sowie in den schwierigen Jahren nach seinem Ausbruch aufrechterhalten wurden, leistete Reininger außerordentliche Dienste. 

In den Jahren seiner Tätigkeit an der Universität Istanbul entwickelte Walter Reininger einige Instrumente und Methoden. Der Institutsdirektor berichtete dem Rektor mit Schreiben vom 12. Dezember 1940 von einer dieser Erfindungen wie folgt: 

"Bei den beiden Farbabzügen, die der Ingenieur der Physik Herr Reininger Ihnen geschickt hat, handelt es sich um Farbvergrößerungen. Wie bekannt werden seit einigen Jahren Farbfilme und -platten hergestellt. Doch es war bisher nicht möglich, Farbabzüge und -vergrößerungen auf Papier herzustellen. Bisher wurde gedruckt. Dabei sind Kopien im Druckverfahren sehr kompliziert und teuer. Seit zweieinhalb Jahren werden in Amerika und Deutschland mit einer neuen besonderen Methode Farbkopien und -vergrößerungen auf Papier gewonnen. Herr Reininger hat zwei Jahre lang an der amerikanischen Methode gearbeitet und diese nun anhand einiger von ihm neu entdeckter chemischer Formeln verbessert. Ich möchte meine Freude über diesen schönen Fortschritt, der durch Arbeit an unserem Institut erreicht wurde, und seine Ergebnisse zum Ausdruck bringen." 

In seinem Tätigkeitsbericht von 1940 gab der Institutsdirektor an, dass Reininger an einem neuen System zur Erzeugung von röntgenstereographischen Bildern arbeite und ein Physikgerät zur Ionisierungsmessung entwickelt habe, das zur Messung von Röntgenstrahlen, Radium-Präparaten, Radiumgehalt von Metallen sowie des Strahlungsgehalts von Luft und Quellwasser diene. Fotografien des "Blendungsfreien Schaukastens" mit vier verstellbaren Blenden und einfacher Knopfbedienung, den Reininger modifiziert hatte, mit handschriftlichen Anmerkungen von ihm persönlich befinden sich in seiner Akte in der Universität. 

Bei der Ausübung seiner Tätigkeit, für die er sehr viel Lob erntete, erlebte Reininger anfänglich auch manche Enttäuschung. Beispielsweise bat er 1939 um Erlaubnis, mit seiner Ehefrau eine Reise in Städte und Ortschaften West- und Zentralanatoliens unternehmen zu dürfen, um vor Ort die bei Ultraviolett sichtbare Strahlung der lokalen Sonneneinstrahlung zu untersuchen. Im Antwortschreiben erteilte das Rektorat am 4. September 1939 diesem Vorhaben eine Absage. 

Walter Reininger, dem so die geplante Forschungsreise verwehrt wurde, sollte aufgrund der nur kurz darauf von ihm entwickelten Instrumente und seiner außerordentlichen Fähigkeiten schon bald Kooperationsangebote von den wichtigsten Einrichtungen im ganzen Land erhalten. 1942 wurde er vom Dekanat damit beauftragt, den Schlamm von Yoncalı in der Nähe der westanatolischen Stadt Kütahya auf seinen Nutzen für die Physiotherapie hin zu untersuchen. Über das Resultat dieser Studien unterbreitete Reininger dem Rektorat am 12. November 1942 folgenden Bericht: 

"Vor zwei Jahren entwickelte ich ein Zusatzgerät zur Unterstützung der zur Messung von Radiumpräparaten und schwachen Röntgenstrahlen am Radiologischen Institut bereits vorhandenen Instrumente. Dieses von mir neu entwickelte Gerät ist für eine Reise ausreichend handlich und in der Lage, die Radioaktivität von Quellwasser, Luft und Metallen zu messen. Auf Bitten des Gouverneurs von Kütahya und mit Zustimmung der Universität wurde ich beauftragt, die Radioaktivität der bei Kütahya vorhandenen Heilquellen und Heilschlammbäder zu messen. Ich maß die Radioaktivität mit dem oben genannten neuen Messgerät und fand bei zwei Quellen Radioaktivität mittlerer Stärke. Das Protokoll über die bei dieser Messung festgestellten Ergebnisse übersende ich in ein paar Tagen der Medizinischen Fakultät. 

Zur Aufstellung einiger Grundprinzipien mit dem Nationalen Institut für Erforschung und Suche von Bodenschätzen (M.T.A.) (16) reiste ich nach Ankara. Wir haben folgende Punkte beschlossen: 

1. Die türkische Regierung legt großen Wert auf die Feststellung von Radioaktivität. Es wird darum gebeten, dass ich in dieser Angelegenheit dem M.T.A.-Institut behilflich sein darf. 

2. Es ist sicherzustellen, dass ein Muster aller Messungen von Radioaktivität, die bisher in der Türkei in Quellwasser, Metallen und Schlamm vorgenommen wurden oder künftig vorgenommen werden, an das M.T.A.-Institut übersandt werden. 

3. Das M.T.A.-Institut unterstützt entsprechende Unternehmungen. 

Die staatliche Keramikmanufaktur in Kütahya bat über den universitären Dienstweg um unsere Meinung dazu, ob es sinnvoll sei, die bei elektrischen Geräten, Telefon- und Telegrafenanlagen benutzten Isolatoren wissenschaftlich zu untersuchen. Ich erklärte, dass es im Physiklaboratorium des Radiologischen Instituts möglich sei, die Werte dieser Isolatoren bei Hochspannung zu messen. 

Da die Isolatoren aus dem Ausland noch nicht eingetroffen sind und um künftigem Bedarf vorzubeugen, soll die Produktion im Inland gefördert werden. Die produzierten Isolatoren könnten nach Labortests in den Verkauf gehen. Damit wäre der ganzen Universität gedient. Ich biete an, Tests für solche Materialien unentgeltlich durchzuführen." 

Nachdem der Rektor dieses Schreiben gelesen hatte, notierte er handschriftlich darunter: "Bemerkenswerte Energie Reiningers, den die Medizinische Fakultät entlassen will! Antwort ans Ministerium." Der einzige Grund, aus dem Reininger in der Medizinischen Fakultät unerwünscht war, bestand darin, dass einige türkische Lehrkräfte begonnen hatten, eine Kampagne zur Ersetzung der ausländischen Beschäftigten an der Universität Istanbul durch türkische Kräfte, die sie selbst ausgebildet hatten, zu führen (17). In fairer Erwägung erkannte der Rektor jedoch die herausragende, unersetzliche Leistung Reiningers an. 

In seiner zehnjährigen Dienstzeit an der Universität Istanbul veröffentlichte Reininger auch einige bemerkenswerte Publikationen (18). Mit Institutsdirektor Sgalitzer gemeinsam verfasste er als Ko-Autor das leider nie erschienene ca. 250-seitige Buch "Die Prinzipien der Röntgenuntersuchung - Handbuch für Radiologen, Röntgenschwestern und -techniker" (19). Im Jahresbericht 1941, den der Institutsleiter dem Dekanat der Medizinischen Fakultät unterbreitete, sind Reiningers Tätigkeiten in drei Punkten zusammengefasst: a) einmal wöchentlich einstündiger Vortrag über Elektrotechnik und Physik für das Röntgenpersonal; b) Wartung und Einstellung der Röntgengeräte des Instituts; c) Arbeit an dem Projekt Herstellung eines Untersuchungsgerätes für Reihenaufnahmen. 

In den Kriegsjahren traten auch in der Türkei diverse Mangelerscheinungen auf. Eine davon waren Stromausfälle. Wie sehr Ing. Reininger, der bei seinen Arbeiten ganz auf Elektrizität angewiesen war, davon betroffen war, lässt sich aus den Zeilen ablesen, mit denen er am 31. Dezember 1942 dem Rektor eine in der Hauptwerkstatt der Universität hergestellte elektrische Uhr überreichte. Schrieb man die Weckzeit mit Bleistift auf das Uhrenglas, weckte diese Uhr zur angegebenen Zeit mit einem Ton- und Lichtsignal: 

"Sehr verehrter Herr Rektor, die mit 110 Volt Wechselstrom funktionierende Uhr, die wir Ihnen überreicht haben, ist nicht von kommerziellem Wert. Wir setzten sie aus diversen alten Geräten in einer Art und Weise zusammen, die Ihnen kaum gerecht werden kann. Doch wir würden uns freuen, wenn Sie unser kleines Geschenk annehmen, und wünschen Ihnen für jede Minuten alles Gute, auch für die Zeiten der Stromausfälle, wenn diese Uhr nicht funktioniert. Mit den besten Wünschen für ein gutes neues Jahr. Unterschrift: Walter Reininger." 

Reiningers Zweijahresvertrag wurde nach Ablauf stets mit derselben Frist und stets mit anerkennenden Worten verlängert, bis er 1948 ankündigte, in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrieren zu wollen. 

Sgalitzer fand in seinem Schreiben an das Dekanat der Medizinischen Fakultät vom 5. Mai 1942, in dem er um die Verlängerung von Reiningers Vertrag bat, folgende lobende Worte: 

"Der Vertrag Ingenieur Reiningers, der in unserem Physiklabor arbeitet, läuft Ende Mai aus. Hinsichtlich der häufigen Kontrolle und Messung der Geräte, die für die umfangreiche technische Tätigkeit und bei der Behandlung am Institut benötigt werden, ist die Aufgabe Ing. Reiningers für die Stabilität des Instituts sehr wichtig. Mit der Erschwerung der Beziehungen zu den ausländischen Industrieländern durch die aktuelle Weltlage hat die Physikwerkstatt unseres Instituts eine noch größere Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grunde ist die Vertragsverlängerung für Ing. Reininger unbedingt notwendig, und ich bitte mit dem Ausdruck meiner Hochachtung darum, einen entsprechenden Beschluss zu fassen." 

Noch kurz bevor Reininger die Türkei verlassen sollte, bemühten sich diverse Einrichtungen des Landes um seine Hilfe. Der Dekan der Medizinischen Fakultät wandte sich am 20. Oktober 1947 mit folgender Information an das Dekanat der Naturwissenschaftlichen Fakultät, der die unter Reiningers Leitung stehende Hauptwerkstatt zugehörte: 

"Das Amt für Technische Ausbildung teilte telegraphisch mit, dass Ing. Walter Reininger per Telegramm nach Hauptstadt Ankara gerufen werde, um bei der Ausarbeitung des Programms zur Ausbildung von Röntgentechnikern sowie der Ausbildungsform der zu entsendenden Studenten des Bereichs Elektrik der Kunstschule mitzuwirken." 

Sgalitzers Nachfolger am Radiologischen Institut der Universität Istanbul, Prof. Dr. Tevfik Berkman, schrieb in seinem zum Gedenken an den Republiksgründer Mustafa Kemal Atatürk (1881-1938) zu dessen 100. Geburtstag herausgegebenen Werk "Überblick über die Geschichte der Radiotherapie in der Türkei", dass der standardisierte Dosimeter, der für das Institut zur korrekten Strahlendosiskontrolle von Bedeutung sei, von Ing. Reininger entwickelt worden sei (20). Seyfettin Kuter, der erste türkische Radiophysiker, nannte in einem Vortrag, den er unter dem Titel "Geschichte der Radiotherapie" viele Jahre später an der Universität Istanbul hielt (21), einige ihm im Gedächtnis gebliebene Leistungen Reiningers, mit dem er hatte zusammenarbeiten können: "Ing. Reininger sorgte erstmals in unserem Land für die Anwendung der Standarddosimetrie und realisierte ebenfalls als ein Novum für unser Land die Farbfotografie."

DOK. 4: Abschiedsbrief der Reiningers an den Dekan der Medizinischen Fakultät
DOK. 4: Abschiedsbrief der Reiningers an den Dekan der Medizinischen Fakultät

III. 2. Die Dienstzeit der Röntgenschwester Margarethe Reininger

Margarethe Reininger, Tochter von Johann und Hermine Gläser, übernahm am Radiologischen Institut der Universität Istanbul, an dem ihr Mann als Ingenieur arbeitete, die Tätigkeit einer Röntgenschwester. Nach der Ausbildung bei Prof. Dr. Guido Holzknecht am Wiener Zentralröntgeninstitut war sie neun Jahre lang in unabhängiger Stellung als Röntgenschwester an einem Wiener Krankenhaus tätig. Aus diesen Tätigkeiten war sie Prof. Sgalitzer bekannt. 

Bis 1948, da das Ehepaar beschloss, die Türkei zu verlassen, wurde auch der Vertrag Margarethe Reiningers stets mit anerkennenden Worten verlängert. Der besondere Nutzen, den Schwester Reininger in den zehn Jahren ihres Dienstes am Radiologischen Institut der Universität Istanbul brachte, führte zu dem Brauch, auch nach ihr lange Jahre hindurch ausländische Röntgenschwestern am Institut zu beschäftigen (22). 

Ein Schreiben des Institutdirektors Sgalitzer vom 18. Mai 1939 an den Dekan der Medizinischen Fakultät (23)" onmouseover="return overlib('APMedFakIstUI, Margarethe Reininger:Akte Nr. 41010-559. Die in diesem Aufsatz erwähnte oder zitierte offizielle Korrespondenz an oder von dem Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul zu Margarethe Reininger oder mit ihrer eigenen Unterschrift befindet sich in dieser Akte.');" onmouseout="return nd();">(23) ist besonders bemerkenswert, denn es befasst sich mit der Verlängerung des Jahresurlaubs für das Röntgenpersonal in der Türkei: 

"Ich bitte darum, dem Vertrag der Röntgenschwester Reininger einen Passus über Jahresurlaub von vier Wochen anzufügen. Da Röntgenstrahlung auf die Dauer dem Blut schadet, ist ein Jahresurlaub für Röntgenschwestern unerlässlich." 

Folgendes Schreiben, das der Rektor am 18. November 1941 an den Dekan der Medizinischen Fakultät schrieb, war sicher sehr schmerzlich für Margarethe Reininger: 

"Die Eingabe der am Radiologischen Institut beschäftigten ausländischen Assistentin Margaritha Reininger, ihre in Wien lebende Schwester mit Ehemann in die Türkei holen zu dürfen, wurde geprüft. Aufgrund des jüngst von der Regierung gefassten Beschlusses wurde diese Angelegenheit dem Ministerium nicht vorgelegt. Ich bitte darum, das Ergebnis auf diesem Wege zu übermitteln."

IV. Die Dienstzeit von Ing. Weisglass

Ing. Carl Weisglass, Sohn von Ignatz und Fanny Weisglass, und seine Ehefrau Valerie Weisglass, geb. 16. Februar 1901, erhielten am 27. Dezember 1938 das Einreisevisum für die Türkei im türkischen Generalkonsulat zu Wien und trafen, etwa vier Monate nach den Reiningers, am 11. Januar 1939 per Dampfer in Istanbul ein. Am Tag nach seiner Ankunft trat er seinen Dienst als Leiter der Werkstatt des Radiologischen Instituts der Universität Istanbul an. In den auf seinen Namen bei der Universität angelegten Akten finden sich keinerlei Informationen über den Lebenslauf Carl Weisglass' vor seiner Ankunft in der Türkei. Auf dem Meldeschein für ausländische Beschäftigte in Staatsdiensten, der bei Dienstantritt auszufüllen war, gab das Ehepaar Weisglass an, jüdischen Glaubens und ehemals österreichischer, jetzt aber deutscher Staatsangehörigkeit zu sein. 

Die Korrespondenz zeigt, dass es zunächst schwierig war, eine bezahlte Stelle an der Universität für ihn zu finden (24). Doch vermutlich überzeugte er in kurzer Zeit durch seine Fachkenntnisse, denn schon bald wandte man sich auch für die Reparatur elektrischer Apparaturen in anderen Kliniken der Fakultät an ihn. Auch führte Dr. Weisglass die Prüfungen für Techniker durch, die sich an den Kliniken bewarben (25). Korrespondenz mit dem Briefkopf der Universität Istanbul aus den Kriegsjahren zeigt, dass zahlreiche elektrische Geräte wie etwa Sterilisatoren in den Kliniken der Fakultät allein aufgrund seiner Arbeit funktionsfähig gehalten werden konnten. Aller durch diese Nebentätigkeiten hervorgerufenen Erschöpfung zum Trotz, gelang es Weisglass, auch weiterhin wissenschaftlich zu publizieren (26). 

Aus dem Tätigkeitsbericht, den der Institutsdirektor Sgalitzer, ein Landsmann, für 1939 verfasste, geht zudem hervor, dass Weissglas an einem Buch mit dem Titel "Gebrauch und Wartung elektromedizinischer Geräte" arbeitete, das etwa 130 Seiten umfassen sollte (27). Im Tätigkeitsbericht des Institutsdirektors für 1941 sind Weisglass' Tätigkeiten wie folgt zusammengefasst: a) unterschiedliche Reparaturen an der Röntgenausstattung des Instituts, insbesondere am Starkstromkabel des Tiefenbehandlungsgerätes; b) Bau eines physischen Gerätes zur Emanationsmessung; c) Bau eines Bildschirmgerätes zur radiographischen Untersuchung. 

Ing. Carl Weisglass
Ing. Carl Weisglass

Weisglass' Ehefrau Valerie
Weisglass' Ehefrau Valerie

Der größte Kummer in den langen Arbeitsjahren in der Türkei resultierte für Weisglass sicher aus dem Problem, seine Mutter nicht aus dem besetzten Heimatland nachholen zu können. Als 1941 Margarethe Reininger eine Eingabe gemacht hatte, um Schwester und Schwager in die Türkei nachzuholen, hatte sich am 11. Januar 1941 auch Dr. Weisglass wegen seiner Mutter an das Dekanat gewandt: 

"Ich bin am 11. Januar 1939 von Wien nach Istanbul gekommen und nun als Assistent und Werkstattleiter am Radiologischen Institut der Universität beschäftigt. Meine Mutter lebt als meine einzige Verwandte in Wien. Aus dem letzten Brief meiner Mutter erfuhr ich, dass sie von Wien an einen unbekannten Ort verbracht werden soll und möglicherweise mit für eine alte Frau unerträglichen Umständen konfrontiert wird. Da diese bedauerliche Situation zweifellos das Leben meiner Mutter bedroht, ersuche ich Sie um Hilfe, damit die Erlaubnis gegeben wird, meiner Mutter auf dem Konsulat zu Wien das Visum für ihre Einreise in die Türkei zu erteilen." 

Das Dekanat der Medizinischen Fakultät teilte dem Institutsdirektor am 19. November1941 mit, dass diesem Wunsch aufgrund eines jüngst von der Regierung gefassten Beschlusses nicht stattgegeben werden könne. Die Bitte war somit noch in erster Instanz vom Dekanat abgelehnt worden. 

Am 6. Mai1942 schrieb der Institutsleiter Sgalitzer an den Dekan der Medizinischen Fakultät über Weisglass, dessen Vertrag stets mit Anerkennung verlängert wurde: 

"Der Vertrag des Werkstattleiters unseres Instituts, Dr. Weisglass, läuft am 31. Juni aus. Die umfangreiche technische Tätigkeit des Instituts ist allein durch die Existenz der Werkstatt zu gewährleisten. Die ununterbrochene Kontrolle und Einsatzbereitschaft der diversen Geräte unseres Instituts kommt dadurch zustande, dass jede Störung unmittelbar behoben werden kann. Da in der derzeitigen weltweiten Lage die Beziehungen mit den Industrieländern erschwert sind, gewinnt die Werkstatt noch an zusätzlicher Bedeutung. Aus diesem Grunde ist die Vertragsverlängerung für den Werkstattleiter Dr. Weisglass unbedingt notwendig. Ich bitte hochachtungsvoll um ihre entsprechende Genehmigung." 

1947 wurde Dr. Weisglass gemeinsam mit seinem Landsmann Dr. Reininger, der mit ihm gemeinsam am selben Institut arbeitete, als Gast des Amtes für Technische Ausbildung zur Planung von Kursen für die Ausbildung von Röntgentechnikern in die Hauptstadt gerufen und in die damit befasste Kommission aufgenommen. Korrespondenz aus dem Jahre 1948 weist aus, dass er Kurse in Radiologie für die Ausbildung von Röntgentechnikern gab, bevor er am 19. August 1948 mitteilte, dass er keine Verlängerung seines Vertrages wünsche, da er das Visum für die Emigration in die USA erhalten habe. Als bekannt wurde, dass Reininger und Weisglass die Türkei verlassen würden, drückte der Staatssekretär im Erziehungsministerum in einem Schreiben vom 15. November 1948 dem Rektorat der Universität Istanbul gegenüber seine Sorge darüber aus, wie nun die Fortsetzung der Radiologischen Kurse möglich sein sollte (28).

V. Wandel der Staatsangehörigkeit: von österreichisch zu deutsch zu heimatlos und schließlich wieder zu österreichisch

Die Ehepaare Reininger und Weisglass gaben auf dem Meldeschein für ausländische Beschäftigte in Staatsdiensten, den sie bei Aufnahme ihrer Tätigkeit in der Türkei ausfüllen mussten, in der Rubrik "Staatsangehörigkeit" an: "bis 13. März 1938 österreichisch, dann deutsch" und unter "frühere Staatsangehörigkeit": "österreichisch". Der Schein war jedes Jahr aufs Neue auszufüllen. In den Kriegsjahren schrieben die Ehepaare in die genannte Rubrik "heimatlos" (29). 

Mit der Befreiung Österreichs von der Besetzung bemühten sie sich um Wiedererlangung ihrer Staatsangehörigkeit. Walter Reininger schrieb dem Dekanat der Medizinischen Fakultät am 18. Oktober 1946 wie folgt: 

"Auf der von Ihnen übersandten Aufenthaltsgenehmigung sind meine Frau und ich als 'deutsch' aufgeführt. Bitte ändern Sie diesen Eintrag wie auf dem Muster in 'österreichisch' oder 'heimatlos'." 

Der Dekan übermittelte diese Bitte am 13. November 1946 dem Polizeipräsidium in Ankara: 

"Bis zum Anschluss Wiens an Deutschland wiesen die Aufenthaltspapiere des Physikers unserer Fakultät, Walter Reininger, und seiner Frau Margarethe Reininger die beiden Personen als österreichische Staatsangehörige aus. In der Zeit unter deutscher Besetzung wurden sie als heimatlos geführt. Walter Reininger führt nun an, dass er und seine Frau Margarethe Reininger mit der Wiedereinsetzung einer österreichischen Regierung automatisch wieder österreichische Staatsbürger seien, und wünscht die entsprechende Korrektur auf den Aufenthaltspapieren. Zur Entscheidung darüber wurden die Aufenthaltsunterlagen beigefügt." 

Ein Schreiben gleichen Inhalts verfasste der Dekan am selben Datum auch für das Ehepaar Weisglass. Am 19. November 1947 erklärte der Polizeipräsident in Beantwortung dieser Schreiben: 

"Diese Ausländer waren vor der Besetzung Österreichs durch die Deutschen österreichische Staatsbürger und sind auch jetzt wieder als solche anerkannt. Ich bitte darum, ihnen zu erläutern, dass es erst dann möglich sein wird, sie auch als solche wieder zu behandeln, wenn sie die von der österreichischen Botschaft zu Ankara ausgestellten entsprechenden Urkunden vorlegen." 

Die beiden österreichischen Familien, die während der zehn Jahre im Ausland ihr Schicksal geteilt hatten, setzten ihre Bemühungen in dieser Angelegenheit fort und zeitigten offensichtlich auch Erfolg, wie der Eintrag "österreichisch" in der Rubrik Staatsangehörigkeit auf den in den folgenden Jahren ausgefüllten Meldescheinen belegt.

VI. Die späteren Jahre

Wie aus der Arbeit Widmanns (30) zu erfahren ist, wurden Walter Reininger und Carl Weisglass anschließend in der Industrie der Vereinigten Staaten von Amerika tätig. Walter Reininger verstarb 1968. Weisglass war bei Redaktionsschluss des genannten Buches noch am Leben. Eine Studie zu den Fragen, in wieweit ihr Landsmann Prof. Dr. Sgalitzer, mit dem sie in der Türkei ihr Schicksal geteilt hatten, bei ihrer erneuten Migration eine Rolle spielte und was für ein Leben sie anschließend führten, könnte die Biographien der drei österreichischen Fachkräfte, denen es dem Einfluss der dunklen Jahre der Geschichte auf ihre Schicksale zum Trotz gelang, arbeitsam und kreativ zu bleiben, noch weitergehend beleuchten.

Anmerkungen

(1) Von den über eine halbe Million Deutschsprachigen (Deutsche, Österreicher und Angehörige anderer Volksgruppen der ehemaligen K.u.K.-Monarchie), die vor den Nationalsozialisten ins Ausland flüchteten, hielten sich zwischen 1933 und 1945 mindestens 1000 Personen in der Türkei auf. Vgl. Christine Fischer-Defoy, Prolog-Exil in der Türkei, in: Haymatloz. Exil in der Türkei. Berlin 2000 (Schriftenreihe des Vereins Aktives Museum, Bd.8), S.11.

(2) Martin Goes, Friedrich Dessauer 1881-1963. Zur Person und zu seiner Vertreibung durch die Nationalsozialisten aus Amt und Vaterland. Aschaffenburg 1995.

(3) Friedrich Dessauer, Die neue Universitätsklinik für Radiologie und Biophysik in Istanbul. in: Strahlentherapie, 56 (1936) 1-4, S.389-395.

(4) Die Liste der über 106 Publikationen Sgalitzers vor seiner Ankunft und ungefähr 20 Publikationen während seiner Tätigkeit in der Türkei befindet sich in Form einer von ihm selbst angefertigten Aufstellung in der Akte Prof. Dr. Max Sgalitzer im Archiv der Professorenbiographien im Fachbereich Deontologie und Geschichte der Medizin der Medizinischen Fakultät Istanbul der Universität Istanbul.

(5) Nijad Bilge, History of Radiotherapy in Turkey. in: International Journal of Radiation Oncology and Biological Physic 35 (1996) 5, S.1071.

(6) Arın Namal, Max Sgalitzer (1884 -1974). Ein österreichischer Leiter des Radiologischen Instituts der Universität Istanbul. in: Zeitgeschichte 30 (2003), 1, S.37-50.

(7) Für Sgalitzers Lebenslauf nach dem Verlassen der Türkei siehe Herbert A. Strauss/Werner Röder (Hg.), International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. Vol II/Part 2. München etc. 1983, S.1075.

(8) Siehe Namal (2003), wie Anm.6, S.40.

(9) Archiv der Personalabteilung des Rektorats der Universität Istanbul (im folgenden: APRekUI), Max Sgalitzer: Akte Nr. 4109/177.

(10) Die Originale dieser und aller weiteren hier verwendeten Fotos und Dokumente befinden sich in den Akten der genannten Personen in den Personalabteilungen des Rektorats der Universität Istanbul und der Medizinischen Fakultät Istanbul der Universität Istanbul.

(11) Archiv der Personalabteilung des Rektorats der Universität Istanbul (APRekUI), Walter Reininger: Akte Nr. 4109/159. Die in diesem Aufsatz erwähnte oder zitierte offizielle Korrespondenz an oder vom Rektorat der Universität Istanbul zu Walter Reininger oder mit seiner eigenen Unterschrift befindet sich in dieser Akte.

(12) (wie Anm. 9)

(13) In den Archiven der Universität Istanbul finden sich auch in den auf die Namen anderer emigrierter Wissenschaftler angelegten Personalakten Belege dafür, dass in einem Teil der offiziellen Korrespondenz, die ihre Person betraf, weiterhin ihr Judentum in den Vordergrund gestellt wurde. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurden in dieser Korrespondenz die österreichischen Emigranten als deutsche Staatsangehörige betrachtet. Für Beispiele solcher Korrespondenz s. Arın Namal, Beiträge jüdischer Wissenschaftler zu den vorklinischen Fächer der Medizin bei der türkischen Universitätsreform von 1933, in: Albrecht Scholz/Caris Petra Heidel (Hg.), Emigrantenschicksale. Einfluss der jüdischen Emigranten auf Sozialpolitik und Wissenschaft in den Aufnahmeländern, Frankfurt a. Main 2004 (Schriftenreihe Medizin und Judentum, Bd.7), S. 83, 94.

(14) Archiv der Personalabteilung des Dekanats der Medizinischen Fakultät Istanbul der Universität Istanbul (im folgenden: APMedFakIstUI), Walter Reininger: Akte Nr.41010-558. Die in diesem Aufsatz erwähnte oder zitierte offizielle Korrespondenz an oder vom Dekanat der Medizinischen Fakultät Istanbul zu Walter Reininger oder mit seiner eigenen Unterschrift befindet sich in dieser Akte.

(15) APRekUI, Peter Ladewig : Akte Nr. 4109/130.

(16) Dieses dem türkischen Ministerium für Energie und Natürliche Ressourcen unterstellte Institut wurde 1935 gegründet. Es hatte die Aufgabe, zu erforschen, ob es im Land abbaufähige Bodenschatzvorkommen gab, den Ertrag der bereits betriebenen Bergwerke zu erhöhen sowie geologische und geophysische Studien anzustellen. 1983 wurde die Einrichtung umbenannt in Generaldirektion zur Erforschung und Suche von Bodenschätzen.

(17) Sitzung des Professorenrates der Universität Istanbul am 12.11.1949, auf der u.a. über die Berufung der ausländischen Kraft Esther von Bülow auf die schwer zu besetzende Stelle von Röntgenschwester Margarethe Reininger verhandelt wurde. Ein Beispiel dafür, wie von Seiten einiger Professoren der Universität Istanbul in späteren Jahren versucht wurde, die im Zuge der Universitätsreform von 1933 eingestellten emigrierten Wissenschaftler aus ihren Positionen zu drängen: Auf der o.g. Sitzung äußerte sich Prof. Dr. Tevfik Sağlam, der Leiter der Klinik für Innere Medizin der Fakultät war und zeitweise auch das Rektorat der Universität innehatte, wie folgt: "Es war die Aufgabe der eingestellten Ausländer, einheimische Fachkräfte auszubilden. Doch das geschah nicht. Die Stellen ausscheidender Ausländer werden nun wieder mit Ausländern besetzt. Ich bin absolut gegen diese Ausländer. Sie sollten abgeschafft werden. Solange diese Positionen von ihnen besetzt sind, ist es unmöglich, einheimische Techniker heranzuziehen". APRekUI, Esther v. Bülow: Akte Nr. 4109/528.

(18) Vgl. z.B. Walter Reininger, Ein neues Verfahren zur Anfertigung stereographischer Röntgenbilder. in: İstanbul Üniversitesi Fen Fakültesi Mecmuası / Revue de la Faculté des Sciences de l'Université d'Istanbul, 5 (1940/41) 1/2, S.1-11; Walter Reininger, Filmschwärzungsversuche zur Konstruktion eines neuartigen Röntgenapparates.in: Türk Fiziki ve Tabii İlimler Sosyetesi Yıllık Bildiriğleri ve Arşivi/ Compte Rendu Annuel de la Sociéte Turque des Sciences Physiques et Naturelles, 8 (1939/1942), S.86-105; Walter Reininger, Der heutige Stand der Farbenfotographie. Türk Fiziki ve Tabii İlimler Sosyetesi Yıllık Bildiriğleri ve Arşivi 7 (1938/39), S.74-95; Walter Reininger, Lichtelektrische Wirkungen und deren technische Anwendungen, Türk Fiziki ve Tabii İlimler Sosyetesi Yıllık Bildiriğleri ve Arşivi 8-9 (1939/1942), S.124-146.

(19) Dieses Buch befindet sich weder in der Zentralbibliothek der Universität Istanbul, die über eine Sammlung der gedruckten Werke ihrer Professorenschaft verfügt, noch in der Bibliographie, die 1933-1963 von Professoren der Universität Istanbul verfasste Werke umfasst. Siehe Leman Bakla, İstanbul Üniversitesi Yayınları Bibliyografyası 1933-1963 [Bibliographie der Publikationen der Universität Istanbul 1933-1963]. Istanbul 1966 (Schriftenreihe der Universität Istanbul, Nr.156).

(20) Tevfik Berkman, Türkiye'de Radyoterapi Tarihine Genel Bakış (1933-1982) [Überblick über die Geschichte der Radiotherapie in der Türkei (1933-1982)]. Istanbul 1982, S.43.

(21) Vortrag am 17. Dezember 1997 von PD Dr. Seyfettin Kuter, Zeitzeuge der Ära Sgalitzer, am Institut für Deontologie und Geschichte der Medizin der Medizinischen Fakultät Cerrahpascha der Universität Istanbul gehalten.

(22) Nach der österreichischen Röntgenschwester Margarethe Reininger wurden 1949-1967 die Deutsche Esther von Bülow und 1967-69 die ebenfalls Deutsche Christa Baumann beschäftigt. Das heißt, in den Jahren 1934-1970 war der Posten der Röntgenoberschwester am Radiologischen Institut der Universität Istanbul stets von Frauen mit deutscher Muttersprache besetzt. Radyoloji Enstitüsü‘nden Prof.Dr. Gökmen, yabancı uzmanlara gereksinimin sona ermemesinin nedenini şöyle açıklıyordu: „Die Radiologie ist etwas besonderes, sie macht täglich Fortschritte. Die Assistenten bleiben nicht langfristig am Lehrstuhl...Zunächst standen Margarethe Reininger zwei Personen zur Seite, doch aus finanziellen Gründen blieben sie nicht lange. Wir forderten Personen mit Kentnissen der Physik zur Weiterbildung bei den ausländischen Fachkräften, woraufhin man uns Dreher schickte, die deshalb nicht vernünftig ausgebildet werden konnten“. Protokoll der Sitzung des Professorenrates der Universität Istanbul vom 12.11. 1949. APRekUI, Esther v. Bülow: Akte Nr.4109/528.

(23) APMedFakIstUI, Margarethe Reininger:Akte Nr. 41010-559. Die in diesem Aufsatz erwähnte oder zitierte offizielle Korrespondenz an oder von dem Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul zu Margarethe Reininger oder mit ihrer eigenen Unterschrift befindet sich in dieser Akte.

(24) Der Erziehungsminister schrieb am 6. Februar 1939 dem Rektor der Universität unter der Überschrift "Bezüglich des als Assistenten ans Radiologische Institut berufenen Dr. Carl Weisglass" wie folgt: "Die Mittel für einen Assistenten am Radiologischen Institut der Medizinischen Fakultät wurden an die Assistentin der pharmazeutischen Botanik, Rosa Curie, vergeben und für 264,63 Lira wurde für zwei Jahre ein Assistent engagiert wurde, obwohl es keine freie Assistentenstelle gibt. Dabei ist das Stellenkontingent für ausländische Professoren und Assistenten an der Universität, das dem Ministerrat überstellt wurde, noch nicht genehmigt worden. Um angesichts dessen nicht in Schwierigkeiten zu kommen, bitte ich darum, vor der vertraglichen Anstellung von Ausländern, die an der Universität beschäftigt werden sollen, die im Stellenplan vorhandenen Möglichkeiten zu berücksichtigen." APRekUI, Carl Weisglass: Akte Nr. 4109/216.

(25) Schreiben des Dekans der Medizinischen Fakultät vom 20. Januar 1945 an Dr. Weisglass: "Für die unserer Fakultät zugehörigen Schulen für Zahnmedizin und Pharmazie soll ein Techniker eingestellt werden. Die technische Prüfung der untengenannten fünf Bewerber soll am 1. Februar 1945, Donnerstag, um 9.30 Uhr von Ihnen abgenommen werden. Nach der Prüfung bitte ich um Mitteilung des Ergebnisses an mich. Hochachtungsvoll." APMedFakIstUI, Carl Weisglass:Akte Nr.41010-558. Die in diesem Aufsatz erwähnte oder zitierte offizielle Korrespondenz an oder von dem Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul zu Carl Weisglass oder mit seiner eigenen Unterschrift befindet sich in dieser Akte.

(26) Vgl. z.B. Carl Weisglass, Research on a Double-Valve-Rectification System. The Starting Process, in: İstanbul Üniversitesi Fen Fakültesi Mecmuası / Revue de la Faculté des Sciences de l'Université d'Istanbul VIII (1943) 1, S.1-8; Carl Weisglass, Research on the Lapping Period in a Double-Valve-Rectifying System with Metal Rectifier, in: İstanbul Üniversitesi Fen Fakültesi Mecmuası VII (1942) 1/2, S. 45-57; Carl Weisglass, Die Messung von Wechselströmen und -spannungen mit Hilfe von Gleichstrommessgeräten mit Trockengleichrichtung, in: İstanbul Üniversitesi Fen Fakültesi Mecmuası V (1940) 1/2, S.18-34; Carl Weisglass, Research on a Double-Valve-Rectification System, in: İstanbul Üniversitesi Fen Fakültesi Mecmuası V (1941) 3/4, S.240-255.

(27) Tätigkeitsbericht vom 14.8.1939 des Institutsdirektors Sgalitzer an das Dekanat der Medizinischen Fakultät, befindlich in der auf den Namen Sgalitzer angelegten Personalakte (wie Anm. 9).

(28) APRekIstUI, Carl Weisglass: Akte Nr. 4109/216.

(29) APRekUI, Walter Reininger: Akte Nr. 4109/159; APRekUI, Margarethe Reininger: Akte Nr. 4109/160. APMedFakIstUI, Walter Reininger: Akte Nr. 41010-558, APMedFakIstUI, Margarethe Reininger: Akte Nr. 41010-559.

(23) Horst Widmann, Exil und Bildungshilfe. Die deutschsprachige Emigration in die Türkei nach 1933, Frankfurt a.Main 1973, S.289.

Dr. Arin Namal, Dipl. Zahnärztin, z.Zt. Lektorin, Istanbul University Istanbul Medical Faculty Department of Medical History and Medical Ethics, Horhor cad. 13, 34260 Fatih Istanbul 

E-Mail: arinnamal2002@yahoo.com 

Aktuelles Forschungsprojekt: 
Österreichische Wissenschaftler und Techniker, die nach der Flucht vor der nationalsozialistischen Herrschaft an der Medizinischen Fakultät der Universität Istanbul tätig wurden (unterstützt vom Forschungsfonds der Universität Istanbul).