Goltz Pascha und die Armenierproblematik im Osmanischen Reich (1868-1914)

von Carl Alexander Krethlow

Inhalt

     Phase 3: Rüstungsgeschäfte (1886-1887)
     Phase 1: Prädisposition (1868-1883)
     Phase 2: Geostrategie (1883-1885)
     Phase 4: Armenien als russisches Angriffsziel (1888-1889)
     Phase 5: Die ''armenische Verschwörung'' (1888-1894)
     Phase 6: Massaker (1894-1896)
     Phase 7: In Deutschland (1896-1913)
     Fazit


Phase 3: Rüstungsgeschäfte (1886-1887)

Diese Haltung änderte sich erstmals 1886 im Zusammenhang mit der Beschaffung eines neuen Infanteriegewehrs für die osmanische Armee.[32] Anfang November 1886 wurde Goltz vom Sultan beauftragt, mit der Waffenfabrik Mauser in Oberndorf sowie der Firma Loewe in Berlin Kontakt aufzunehmen. Am 22. November 1886 traf Peter-Paul Mauser in Konstantinopel ein.[33] Eine Kommission, der auch Goltz angehörte, führte Schiessversuche an verschiedenen Gewehrmodellen durch und verfasste nach zahlreichen Verzögerungen einen diesbezüglichen Abschlussbericht, der am 14. Dezember 1886 vom Sultan angenommen wurde. Der Kauf von rund 500’000 Mauser-Gewehren wurde angeordnet. Kriegsminister Ali Saib Pascha, der den Vertrag vorzubereiten hatte, stand jedoch mit einem Armenier namens Azarian in Verbindung und suchte das Geschäft zu torpedieren. Goltz zufolge organisierte Azarian die gesamten Waffenlieferungen an das Osmanische Reich, hatte damit Millionen verdient und sich einen beherrschenden Einfluss erworben.[34] Tatsächlich vermittelte die Firma Azarian Effendi Père & Fils seit ihrer Gründung in den 1850er Jahren Geschäfte der Vereinigten Staaten im Osmanischen Reich. 1873 gelang es dem US-Waffenhersteller Providence Tools durch Azarian einen Vertrag über 600’000 Gewehre des Systems Peabody-Martini mit dem Osmanischen Reich abzuschließen. Die Firma Azarian zeichnete sich später auch durch die Aufstellung komplizierter Zahlungsmodalitäten zu Gunsten der USA aus.[35] Goltz berichtete an Waldersee, der Sultan wünsche diesen Azarian – den Bruder des 1877 geweihten Erzbischofs und Patriarchs von Kilikien, Stephan Bedros X. – hinauszudrängen, ohne sich selbst exponieren zu müssen. Abdul Hamid II. glaubte, Goltz sei der Richtige zur Lösung dieser Aufgabe. Am 20. Dezember wurden die Vertragsverhandlungen für den Ankauf der Gewehre fortgesetzt; vom Kriegsminister aufgrund angeblicher Einwände jedoch später abgebrochen. Damit hoffte dieser, Azarian die Lieferung amerikanischer Henri-Martini-Gewehre in die Hand zu spielen. Am 21. Dezember wurden die Verhandlungen erstmals unter Ausschluss der deutschen Offiziere fortgesetzt und beschlossen, die Schiessversuche zu wiederholen.[36] Nun entbrannte ein heftiger Konkurrenzkampf, in den sich auch die Presse einmischte. Goltz bezeichnete Azarian, den amerikanischen Kommissionär armenischer Herkunft, als Urheber aller Intrigen.[37] Als Ende 1886 noch keine Einigung über den Preis erzielt worden war, berief der Sultan am Neujahrstag 1887 Mauser, Loewe und Goltz ins Palais, um direkt mit ihnen zu verhandeln. Nach längeren Debatten wurde ein Preis festgesetzt und das Geschäft als abgeschlossen bezeichnet. Goltz zufolge tauchte nun ein gewisser Vakan auf, ein Armenier und Beamter im Justizministerium, der den Kaufvertrag juristisch prüfen sollte. Während der diesbezüglichen Sitzung wurden jedoch von Vakan längst beseitigte Differenzen wieder aufgeworfen. Zuletzt stellte Vakan unter dem Vorwand formeller Bedenken neue Zahlungs- und Garantiebedingungen, die das Geschäft scheitern zu lassen drohten. Die Einwendungen Vakans führten zur Unterschriftsverweigerung der deutschen Kommissionsmitglieder und zur Aufnahme neuer Verhandlungen. Noch am 13. Januar 1887 stellte der armenischstämmige Finanzminister, Agop Pascha, Mauser und Loewe längst zurückgewiesene Bedingungen. Zudem legte er diesen eine Depesche der US-Firma Harley vor, die, vom Armenier Azarian bestellt, das Mauser-Gewehr zu erheblich günstigerem Preis anbot. Am 28. Januar wurde die Prüfungskommission erneut in Yildiz versammelt, wo der frühere US-Gesandte Wallace via Azarian das amerikanische Colt-Repetiergewehr zur Beschaffung vorlegte. Mauser musste nun erneut in Yildiz über den Preis verhandeln. Endlich, am 30. Januar 1887, verkündete ein Erlass des Sultans den Kauf des Mauser-Gewehrs.[38] Der Konkurrenzkampf um die deutschen Gewehrlieferungen ging jedoch auch in den folgenden Jahren weiter. Die persönlichen Erfahrungen mit einzelnen Armeniern im Kampf um wirtschaftliche Standortvorteile prägten von da an Goltzens Berichte. Noch Mitte 1892 schrieb er, wie sehr die Armenier auf die deutschen Waffenlieferungen einen negativen Einfluss ausübten. Goltz vermochte dabei auch den deutschen Botschafter in Konstantinopel, Joseph Maria von Radowitz, in seinem Sinne zu beeinflussen.[39] Mit der Darstellung der Rüstungsgeschäfte suchte Goltz zudem explizit in Berlin ein Bild über die Entscheidungsprozesse in Konstantinopel zu vermitteln.[40] Immer wieder sprach er dabei den großen Einfluss von Armeniern an. Zwar war es unbestritten, dass einzelne Armenier hohe Posten in der Verwaltung bekleideten und über Einfluss verfügten.[41] Doch Goltz berichtete darüber in negativem Sinn. Waldersee war ausdrücklich angetan von diesen „sehr interessanten Berichten“.[42] So sicherte sich Goltz zumindest im Generalstab Einfluss. Auch im Auswärtigen Amt waren Goltzens Einschätzungen gefragt; Bismarck sowie sein Sohn Herbert nahmen dessen Berichte mit Interesse zur Kenntnis.[43] Damit trug seine anhaltende Kritik an den Armeniern bereits relativ früh das Potential einer nachhaltigen Beeinflussung des Zentrums preußisch-deutscher Militärplanung in sich.

Im Zentrum dieses Aufsatzes stehen der preußisch-deutsche Offizier Colmar Freiherr von der Goltz und sein Bezug zu den Armenierverfolgungen im Osmanischen Reich.[1] Die zentrale These lautet: Goltz hat seit Mitte der 1880er Jahre maßgeblich dazu beigetragen, dass im preußischen Generalstab die Armenier als potentielle Gefahr für das Osmanische Reich im Falle eines Krieges mit Russland wahrgenommen wurden. Damit etablierte er in der deutschen Militärführung eine der Grundlagen für die während des Ersten Weltkrieges erkennbare Distanz vieler deutscher Offiziere zum Schicksal der Armenier. Zur Begründung dieser These wurde versucht, das Armenierverständnis Goltzens und die Rückwirkungen seiner Berichte auf die deutsche Militärführung herauszuarbeiten. Ersteres entstand von seinem Eintritt in den Generalstab 1868 bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs 1914; letztere manifestierten sich z. B. in der Denkschrift vom Januar 1889 über die Möglichkeiten einer russischen Offensive gegen Konstantinopel. Daraus geht hervor, dass Goltz aufgrund seiner immer tieferen Einblicke in die orientalischen Verhältnisse von 1883 bis 1895 wachsende Bedeutung als Berichterstatter der preußisch-deutschen (Militär-)Führung zu diesbezüglichen Fragen erhielt. In methodischer Hinsicht wurde von einem biographischen Ansatz ausgegangen. Anhand privater und offizieller Korrespondenzen sowie zahlreicher Veröffentlichungen Goltzens gelang es, verschiedene Entwicklungsphasen in der Genese seines Armenierbildes darzustellen. Die Relevanz der hier erörterten Fragestellung liegt in der Erkenntnis der Grundlagen für das Verhalten einzelner deutscher Offiziere während der Jahre 1915/16. 

In Bezug auf den Beitrag deutscher Militärs am Genozid an den osmanischen Armeniern hat sich die historische Forschung auf die Zeit unmittelbar vor und während des Ersten Weltkrieges fokussiert. Nur vereinzelt wurde auf bereits bestehende, persönliche anti-armenische Reflexe deutscher Militärs verwiesen. Dies erfolgte z. B. bei Donald Bloxham, der unterschiedliche Haltungen deutscher Offiziere in der Armenierproblematik unterstrich.[2] Die armenische Frage vor 1914 wurde meist im Zusammenhang mit deutschen Diplomaten, Politikern und im humanitären Bereich engagierten Persönlichkeiten nicht aber mit Militärs wahrgenommen.[3] James Reid erwähnte zwar den nachhaltigen Einfluss Goltzens, seines Unterrichts und seiner Schriften auf eine ganze Generation osmanischer Offiziere. Er ging jedoch nicht vertiefter der Bedeutung dieses zentralen Akteurs nach.[4] Aus einer anderen Perspektive näherten sich diejenigen Historiker dem hier erörterten Thema, welche die deutsch-osmanischen Militärbeziehungen im Allgemeinen untersuchten. Sie alle gingen, wenn überhaupt, auf die Armenierproblematik nur am äussersten Rande ein und lieferten zum hier erörterten Untersuchungsgegenstand keine direkt verwertbaren Erkenntnisse.[5] Die Perzeption der Armenierproblematik bei deutschen Offizieren vor 1914 stellt somit eine Forschungslücke dar. Sie zu schließen bedeutet, Aspekte der Verhaltensmuster deutscher Militärs während des Genozids der Jahre 1915/16 zu erklären. Die hier vorliegende Annäherung an das Armenierbild eines einzelnen, aber zentralen preußisch-deutschen Militärs soll dazu beitragen.

Phase 1: Prädisposition (1868-1883)

Die Phase von 1868-1883 reicht vom Eintritt Goltzens in den preußischen Generalstab bis zu seiner Aufnahme in osmanische Dienste. In Bezug auf sein Armenierbild stellt sie eine quellenmäßig schwer erfassbare Prädispositionsperiode dar, der sich der Historiker nur durch die Berücksichtigung allgemeiner kulturhistorischer und politischer Prämissen annähern kann. Seit Ende des 17. Jahrhunderts führten politische und ökonomische Krisen im Osmanischen Reich zu dessen schwindender Bedrohungswahrnehmung in Europa.[6] Zugleich setzte in kultureller Hinsicht ein wachsendes Interesse gebildeter, europäischer Schichten am Orient ein.[7] Die politische Entwicklung im Orient führte zur Expansion Russlands und Österreichs in den osmanischen Raum, während Preußen dort keine vergleichbaren Interessen verfolgte.[8]Die seit der Reichsgründung von 1871 durch Bismarck postulierte Saturiertheit Deutschlands schloss zudem ein militärisches Engagement im Orient aus.[9] Nach dem Berliner Kongress von 1878 hielt Bismarck an der Nichteinmischung in die innere Politik der Türkei vordergründig fest, trug jedoch seit 1882 mit zivilen und militärischen Missionen aktiv zum Machterhalt des Sultans bei.[10] Diese Politik zeitigte direkte Auswirkungen auf das Schicksal der osmanischen Armenier. So blieb die am Berliner Kongress festgehaltene Absicht zur Reform des kurdisch-armenischen Siedlungsgebietes und der Sicherstellung von Schutzmassnahmen der armenischen Bevölkerung ohne konkrete Resultate.[11] 

Vor diesem Hintergrund wurden preußisch-deutsche Offiziere in osmanischen Diensten tätig. An prominentester Stelle steht zunächst Helmuth von Moltke, der spätere Chef des Generalstabes, der dem Sultan von 1835 bis 1839 diente. Seine Briefe und Berichte wurden 1841 veröffentlicht und von einem breiten Publikum rezipiert.[12] Moltke vermittelte ein kritisches Bild der osmanischen Gesellschaft, ließ aber die Armenier in meist positivem Licht erscheinen.[13] Er lobte das ungezwungene, von gegenseitigem Respekt geprägte armenische Familienleben und bezeichnete die Armenier als eines der stärksten Glieder des Osmanischen Reiches. Sie erschienen ihm als vollständig in die Gesellschaft integrierte „christliche Türken“, die „aller Empörung abhold und geduldig im Leiden und Arbeiten“ waren.[14] Dabei kontrastierten bei Moltke die Bewunderung für den Fleiß der Armenier und ihrer kulturellen Leistungen mit der Verachtung für ihre Tätigkeit als Geldverleiher.[15] Die Armenierverfolgungen der 1830er Jahre thematisierend, meinte Moltke, diese „treuen und reichen Untertanen der Pforte“ hätten eine „ungerechte und grausame Verfolgung“ zu erdulden.[16] In militärischer Hinsicht empfahl er die Schaffung armenischer Bataillone und deren Eingliederung in moslemische Regimenter. Dies sollte zur weiteren Integration der Armenier beitragen – seine Vorschläge wurden jedoch nicht realisiert.[17] 

Goltz dürfte als Mitarbeiter der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Generalstabes die Briefe seines Chefs gelesen haben. Dies nicht zuletzt, weil er vier Jahre vor seinem Eintritt in den Generalstab aus finanziellen Überlegungen sich mit dem Gedanken trug, selbst in osmanische Dienste zu treten.[18] Für Goltz war Moltke zudem mehr als nur ein Vorgesetzter, sondern durchaus ein Mentor.[19] So verdankte er Moltkes persönlicher Einflussnahme seine schnelle Rehabilitation nach der Publikation „Gambetta und seine Armeen“, in der Goltz öffentlich Kritik an der preußischen Heeresstruktur vornahm.[20] Nachweislich setzte sich Goltz während des Russisch-Türkischen Krieges von 1877/78 mit dem Osmanischen Reich auseinander und kritisierte öffentlich die damaligen Zustände in den osmanischen Streitkräften.[21]

Phase 2: Geostrategie (1883-1885)

Die wachsende Bedeutung des preußischen Generalstabes seit dem Krieg von 1866 führte sukzessive zu dessen politischer Einflussnahme.[22] Mit der Ernennung von Graf Waldersee zum Stellvertreter des Chefs des Generalstabes im Jahr 1882 nahmen diese Aktivitäten zu.[23] Ein Zeichen dieser Entwicklung war die Vermehrung der deutschen Militärmissionen.[24] Seit Juni 1883 partizipierte Goltz an derjenigen in Konstantinopel.[25] Zu dieser Zeit befanden sich die türkisch-armenischen Spannungen in einer Phase der Verschärfung. Unmittelbar begründet lag dies in der seit 1877 andauernden Immigration von Tscherkessen, Abchasen und Kurden in die armenischen Siedlungsgebiete Ostanatoliens. Bis etwa 1884 wanderten rund eine Million Moslems in diesen Raum und erschütterten das dortige Sozialgefüge.[26] Der Konflikt zwischen Türken und Armeniern muss jedoch auch vor dem Hintergrund eines sich zunächst als Freiheitsbewegung manifestierenden türkischen Nationalismus sowie sich verstärkender Emanzipationsforderungen der Nicht-Muslime im Osmanischen Reich verstanden werden. Mit dem Ziel einer nationalen türkischen Wiedergeburt gewannen Vorstellungen eines homogenen Staates große Anziehungskraft. Andersartige hatten in einem solchen System kaum Platz.[27] In diesem Kontext bildete sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine armenische Unabhängigkeitsbewegung heraus.[28] 

Zu diesen komplexen Fragestellungen äußerte sich Goltz zunächst nicht. Armenien thematisierte er erstmals im Jahr 1885 im Zusammenhang mit einem möglichen Krieg zwischen Russland und England. Goltz zufolge hatte der Sultan für diesen Fall strikte Neutralität zu wahren und zugleich aufzurüsten. War die Bewaffnung genug fortgeschritten, sollte der Padischah auf die Seite Englands treten, da man dessen Geld brauchte. Mit Forderungen Londons nach Ägypten und Zypern sowie dessen Interesse an Armenien rechnete Goltz. Er betrachtete somit armenisches Territorium als mögliches Kompensationsobjekt in einem russisch-britischen Konflikt.[29] Dann unterstrich Goltz die Bedeutung Armeniens als mögliches militärisches Aufmarschgebiet sowohl russischer wie osmanischer Kräfte. Ende 1885 berichtete er nach Berlin, der Sultan habe zwölf Bataillone aus den armenischen Provinzen abgezogen und auf die Dislozierung von Truppen in der strategisch wichtigen Stadt Erzerum verzichtet. Dies obwohl dem osmanischen Generalstab Nachrichten über die Konzentration russischer Kräfte an der kaukasischen Grenze vorlagen. Der Grund dafür, dass der Sultan die armenischen Gebiete einer russischen Invasion aussetzte, lag Goltz zufolge in der Überlegung, der Zar lasse sich durch geringe osmanische Kräfte nicht zu einem Angriff provozieren.[30] In einem an den Sultan gerichteten, diesbezüglichen Memorandum verwies Goltz auf die Bedeutung lokaler Truppen und propagierte die Mobilisierung improvisierter Verstärkungen in den armenischen Provinzen.[31] Milizkräfte erschienen ihm als Ausweg, um die kaum geschützten armenischen Gebiete zu verteidigen und die vom Sultan betriebene Politik gegenüber Russland abzufedern. Indem Goltz indirekt die Allgemeine Wehrpflicht für Nicht-Moslems ansprach, stieß er beim Sultan jedoch auf Ablehnung. In dieser zweiten Phase beurteilte Goltz Armenien somit lediglich unter militärisch-praktischen und objektivierenden Gesichtspunkten; armenierfeindliche Züge sind nicht erkennbar.

Phase 4: Armenien als russisches Angriffsziel (1888-1889)

Von 1888-1889 rückte bei Goltz die militärstrategische Bedeutung der armenischen Provinzen (Vilajets) in den Vordergrund. Er rechnete damit, dass die Russen in einem Konflikt mit dem Osmanischen Reich zunächst die Meerengen sperren und gleichzeitig zu beiden Seiten der Bosporusmündung Landungsversuche vornehmen würden. Gleichzeitig erwartete er den Einmarsch russischer Truppen in die armenischen Gebiete.[44] Diese Ausgangslage für einen russischen Feldzug mit dem Ziel der Eroberung Konstantinopels vertrat Goltz in der Folge vor Waldersee, deutschen Diplomaten und osmanischen Offizieren. Da seine Einschätzungen gefragt waren, erhielt er immer wieder die Möglichkeit zu diesbezüglichen Stellungnahmen.[45] Als im Mai 1888 eine russische Note die Pforte an die rückständige Kriegsschuld von 1878 erinnerte und für deren Zahlung eine Garantie in hypothekarischer Form forderte, waren dies für Goltz untrügliche Hinweise für das russische Interesse an den armenischen Vilajets. Ein diesbezügliches von Goltz im Juni 1888 verfasstes Memorandum an den Sultan zeitigte jedoch keine konkreten Maßnahmen. Auch den preußischen Generalstab suchte Goltz in Bezug auf die armenischen Vilajets zu sensibilisieren.[46] Zudem machte er Berlin auf die Gefahr eines von Russland provozierten armenischen Aufstandes auf osmanischem Territorium aufmerksam und verwies darauf, dass es in weiten Teilen der armenischen Vilajets „ernstlich zu gären“ begann. Die dortige Unzufriedenheit breiter Schichten schrieb Goltz allerdings weniger politischen Motiven, als vielmehr dem herrschenden materiellen Notstand der Bevölkerung zu. Er betonte, Konstantinopel gestatte offizielle Verbindungen zwischen den Behörden der armenischen Vilajets und den armenischen Gebieten Russlands nicht; wohl aber sei eine große Zahl „lebhafter Privatverbindungen“ festzustellen. Diese dürften es den Russen im Kriegsfall erlauben, jederzeit eine Erhebung im Osmanischen Reich hervorzurufen.[47] Im Oktober 1889 machte Goltz erneut auf die Gefahr von Unruhen in den armenischen Vilajets aufmerksam. Ihm zufolge litten die osmanischen Armenier und waren unzufrieden mit der Zentralregierung. Konstantinopel, so berichtete Goltz, tue zu wenig für den wirtschaftlichen Fortschritt und die Sicherheit in den armenischen Bezirken. Zwar gehe es den Armeniern auf russischem Territorium nicht viel besser und es fehle an Sympathien für Russland, doch betrachteten die osmanischen Armenier eine russische Okkupation bereits als ein geradezu naturgegebenes Ereignis.[48] Die wachsende Bedrohung durch anti-osmanische, nationalistische Tätigkeiten armenischer Gruppen und die damit verbundene Gefahr armenischer Aufstände im Rücken der eigenen Verbände wurde so zu einer Konstante in Goltzens Meldungen. 

In die Zeit dieser intensivierten Berichterstattung aus Konstantinopel zu armenischen Fragen fiel im Januar 1889 eine geheime Denkschrift des preußischen Generalstabes unter dem Titel „Die Möglichkeit einer russischen Offensive durch Kleinasien gegen Konstantinopel“. Sie widerspiegelt deutlich Goltzens Einfluss und zahlreiche seiner bisher vertretenen Einschätzungen. Wie Goltz, so legte auch der Generalstab einen besonderen Schwerpunkt auf die armenischen Vilajets. Letzterer erörterte den Vorstoß starker russischer Kräfte auf Erzerum, den Verkehrsknotenpunkt, der den Transkaukasus, Persien, Mesopotamien und Anatolien verband. Im armenischen Siedlungsgebiet, auf der Linie Erzerum-Ersindjan, wurde zur Verteidigung die Dislozierung von rund 200'000 Mann empfohlen. Der preußische Generalstab hielt allerdings das Vorgehen starker russischer Kräfte in den armenischen Vilajets – eventuell unter gleichzeitiger Landung bei Trapezunt – sowie die Einnahme von Erzerum und das weitere Vordringen durch Kleinasien gegen Konstantinopel aufgrund zahlreicher Schwierigkeiten (z. B. russische Rüstungsdefizite, Nachschubprobleme) nicht für wahrscheinlich. Waldersee, der von Goltz wiederholt auf diese Möglichkeiten aufmerksam gemacht worden war, widersprach dieser Folgerung. In einer Randmarginalie zur Denkschrift äußerte er die Überzeugung, ein russischer Vormarsch durch armenisches Gebiet sei selbst für ein nicht allzu starkes Heer möglich und unabhängig von der Flotte durchführbar.[49]

Phase 5: Die ''armenische Verschwörung'' (1888-1894)

Am 30. Januar 1888 berichtete Goltz erstmals über eine „armenische Verschwörung“. Ihm zufolge war man in Konstantinopel seit längerer Zeit einer national-armenischen Bewegung auf der Spur, die ihren Hauptsitz im Vilajet Van hatte. Deren Verzweigungen erstreckten sich bis nach Konstantinopel und in die armenischen Kolonien nach Europa, namentlich nach Frankreich. Goltz unterschied drei Gruppierungen innerhalb dieser türkenfeindlichen, armenischen Bewegung. Eine erste Partei wünschte den Anschluss der armenischen Vilajets an das Russische Reich, die zweite strebte nach einer russischen Intervention ohne anschließende Annexion und die letzte forderte ein unabhängiges Armenien aus eigener Kraft. Goltz zufolge genoss die letzte Gruppe unter den jungen Armeniern in Konstantinopel und Europa die meisten Sympathien. Der Gouverneur (Vali) des Vilajets Van habe Mitte Januar 1888 Verhaftungen vornehmen lassen sowie Briefe und Pamphlete beschlagnahmt. Außerdem haben in einem armenischen Wallfahrtsort Waffen sichergestellt werden können, die angeblich von bewaffneten armenischen Pilgern heimlich aus Russland eingeführt worden waren. Goltz zufolge predigten zahlreiche Schriften einen mit allen Mitteln zu führenden Vernichtungskrieg gegen die Türkenherrschaft und suchten ein armenisches Bewusstsein zu stärken. Die Entwicklung dieser Bewegung, die er insgesamt für eine Farce exaltierter nationaler Schwärmer hielt, drohte für Goltz deshalb gefährlich zu werden, weil die Armenier unter Sultan Abdul Hamid II. einen bedeutenden Einfluss gewonnen hatten. Sie seien Minister oder Unterstaatssekretäre, besetzten andere hohe Stellen oder amtierten als Sekretäre ausländischer Gesandtschaften. Goltz war jedoch überzeugt, dass deren Mehrheit nicht an einer Verschwörung beteiligt war.[50] Mit der Unabhängigkeitsbewegung in den armenischen Vilajets verhielt es sich seiner Ansicht nach anders. Diese sei stark und vermöge sich immer mehr auch in Europa und den USA zu verbreiten. Trotz dieses Urteils, machte Goltz im Februar 1890 die hohen armenischen Beamten in der Hauptstadt für die prekäre Finanzlage des Osmanischen Reiches verantwortlich.[51] Im August 1890 weiterte er seine Schuldzuweisungen sogar noch aus; demnach waren nicht mehr nur einzelne Elitenvertreter für die desolate Finanzlage verantwortlich, sondern die Armenier und die von ihnen provozierten Unruhen insgesamt. Dabei betrachtete Goltz die Angelegenheiten von einem betont militärisch-technischen Standpunkt aus. So seien, um die Ordnung im Land aufrecht zu erhalten, in Armenien acht Redif-(Reserve-) Bataillone mobilisiert worden. Die osmanische Politik sei aufgrund der armenischen Frage, mit welcher sich der Sultan fast ausschließlich beschäftige, geradezu gelähmt. Den Armenieraufstand, dessen Rädelsführer bereits verhaftet worden seien, bezeichnete Goltz wiederum als Farce. Das Ganze machte aus seiner Sicht einen kläglichen Eindruck und bewies, wie wenig Ernst die armenische Bewegung genommen werden könne. Die Armenier, so schrieb er, haben sich nicht zu beklagen, da sie bis auf das Kriegs- und Marineministerium alle Ministerien beherrschen. „Des Schutzes“, so berichtete Goltz, „bedürfen nur die armenischen Bauern in Kurdistan, die unausgesetzt unter kurdischen Räubereien und Gewalttaten leiden“. Seine größte Sorge war, dass der Sultan mit seinen „unnützen Plackereien“ aus den bedeutungslosen armenischen Putschen mit der Zeit wirklich eine große armenische Bewegung machen werde.[52]Rund vier Monate später, im Dezember 1890, berichtete Goltz, dass sich die armenische Bewegung „gänzlich im Sande verlaufen“ habe. Die bei Van dislozierten acht Redif-Bataillone seien wieder entlassen worden und „die armenischen Notabeln beehren sich, nachdem sie begriffen, dass ihre Umtriebe in Europa keinen Anklang finden, den Sultan in schwülstigen Ergebenheitsadressen ihrer unwandelbaren Treue zu versichern.“ Mit Befriedigung konstatierte Goltz, die osmanische Regierung beginne damit, den Konsulatsdienst, den die Armenier „bisher fast ganz beherrschten“, von diesen „etwas zu säubern“. Bedenklich stimmte ihn umgekehrt, dass die mit der Aufspürung armenischer Umtriebe betraute osmanische Kommission „Ungehörigkeiten“ beging und so eine ernsthafte Bewegung erst hervorrufe. Er meinte diesbezüglich, dass „eine Anzahl törichter und ganz grundloser Verhaftungen schon vorgekommen zu sein“ scheinen und fügte an, Winke von befreundeter Seite würden in dieser Hinsicht der türkischen Regierung gut tun.[53] 

Am 24. Dezember 1890 berichtete Goltz von weiteren Maßnahmen in den armenischen Vilajets. So habe der osmanische Kavalleriegeneral Muzzaffer Pascha, ein Offizier polnischer Abstammung namens Czaichowsky, angeregt, aus den noch fast unabhängigen berittenen Kurdenstämmen Kavallerieregimenter zu schaffen. Muzzaffer, so Goltz, habe die Genehmigung zu Verhandlungen mit den Chefs der betreffenden Kurdenstämme und die Zusage zur Stellung von sechs Regimentern erhalten. Über deren Zuverlässigkeit im Kriegsfall hegte Goltz zwar Bedenken, begrüßte aber die getroffenen Maßnahmen. Er betrachtete es als notwendig, die Kurden militärisch zu organisieren und an Disziplin zu gewöhnen. Bereits liege ein Organisationsstatut für rund 25 Kurdenregimenter dem Sultan zur Prüfung vor; dieser interessiere sich sehr für die Sache. Auch Goltz selbst erachtete die Verstärkung der Kavallerie in den armenischen Gebieten im Hinblick auf die russische Übermacht als dringend notwendig.[54] Rund ein halbes Jahr später äußerte Goltz sein Erstaunen darüber, dass Russland bisher keine Einwände gegen die zügig vorangehende Organisation der Kurdenregimenter vorgebracht habe. Im Gegensatz dazu haben die Engländer bereits ihre Bedenken ausgesprochen, jedoch dahingehend, dass die Kurden sich der Regimenter nur bedienen werden, „um die Armenier vollends auszuplündern“.[55] Ihre Bestimmung war auch für andere Zeitgenossen deutlich gegen die Armenier gerichtet. So berichtete der französische Botschafter in Konstantinopel, Paul Cambon, an seine Regierung, das erste Ziel der neuen Kurdenverbände seien die Armenier.[56] Goltz hingegen hielt sich in seiner diesbezüglichen Beurteilung sichtlich zurück.

Phase 6: Massaker (1894-1896)

Die Hamidischen Massaker an den osmanischen Armeniern erfolgten in drei Phasen: Zunächst fanden 1893/94 Massenmorde im Gebiet von Sasun statt. Ihnen lagen Steuereintreibungen zugrunde, denen Strafexpeditionen durch die Sicherheitskräfte folgten. Auf britische Initiative hin wurden die Ereignisse durch die „Sassoun Enquiry Commission“ unter osmanischer Leitung und mit Partizipation von England, Frankreich und Russland untersucht. Der Bericht hatte keine direkten Folgen. Die zweite Phase begann mit armenischen Unruhen in Konstantinopel und anschließenden Reformzusagen des Sultans im Oktober 1895. Als Reaktion darauf massakrierten Moslems Tage später Armenier in den Gebieten Anatoliens. In den November 1895 fiel auch die Belagerung von Zeitun (türkisch: Süleimaniye) durch osmanische Truppen; sie konnte erst durch die Intervention europäischer Diplomaten gelöst werden. Zur letzten Phase zählen die Unruhen in Van Mitte Juni 1896. Hinweise deuten auf eine Beteiligung der Osmanischen Regierung an der Initiierung und Durchführung der Massaker. Eine staatlich organisierte Durchführung der Massaker fand dennoch nur teilweise und unsystematisch statt. Kurden und Teile der muslimischen Bevölkerung waren die wichtigsten Ausführenden der Massenmorde, nicht die Sicherheitskräfte. Den Massakern, denen rund 100'000 Menschen zum Opfer fielen, folgte die wirtschaftliche Notlage der armenischen Bevölkerung und die Emigration zahlreicher Armenier. Zudem weckten sie in Europa eine Welle der Empörung. Die Reaktionen der europäischen Regierungen beschränkten sich jedoch auf ineffektive Proteste.[57] 

Goltz amtierte während der Massaker als Souschef des osmanischen Generalstabes. Seit mehr als zehn Jahren war er im Osmanischen Reich tätig, verfügte über ein großes Beziehungsnetz und war stets hervorragend unterrichtet.[58] Auch der deutsche Botschafter in Konstantinopel, Fürst Radolin, übernahm zum Teil dessen Sichtweise. Insbesondere teilte er die Ansicht, dass die „armenischen Unruhen“ unmittelbare Auswirkungen auf die Unabhängigkeitsbestrebungen der mazedonischen Vilajets zeitigen könnten. Goltz war nämlich der Überzeugung, dass dort Unruhen ausbrechen könnten, weil „die Türken noch vollauf in Armenien beschäftigt“ waren. Verschiedene diesbezügliche Denkschriften hatte Goltz beim Sultan eingereicht. Darin empfahl er die rasche Lösung der armenischen Frage, um sich rechtzeitig dem Problem auf dem Balkan zuwenden zu können. Sein Ansatz war die Intensivierung militärischer Maßnahmen, um in den armenischen Vilajets Ruhe und Ordnung wiederherzustellen.[59] Ende 1894 setzte die Osmanische Regierung denn auch in Sasun verstärkt die Armee gegen die Armenier ein.[60] Im Februar 1895 nahm Goltz in der konservativen Kölnischen Zeitung zu den Ereignissen Stellung. Sein Artikel war durch Verharmlosung der Vorfälle und eine geradezu groteske Zuweisung der Schuld an die Armenier gekennzeichnet. Den bisherigen „Berichten über die angeblichen Gemetzel“ sprach Goltz eine stark subjektive, pro-armenische Haltung zu. Wer Land und Leute kenne, so Goltz, für dessen Ohr klingen die „Schauergeschichten von der Abschlachtung von Tausenden von Menschen, von Frauen und Kindern höchst unwahrscheinlich“. Er schrieb weiter, dass „die Schilderungen unzweifelhaft die ärgsten Übertreibungen enthielten, dass vielleicht beim Einschreiten der Truppen infolge von Befehlen, die anders ausgelegt wurden, als sie gemeint waren, über das nötige Maß von Strenge hinausgegangen worden war, dass aber die Berichte über barbarische Grausamkeiten der Mythenbildung angehörten, wie dieselbe sich meist um ähnliche Vorgänge zu spinnen pflegten.“ In der Folge berichtete Goltz über die Arbeit der „Sassoun Enquiry Commission“. Seine wichtigste Quelle war, wie er selber einräumte, der osmanische Divisionsgeneral Abdullah Pascha, der Chef der Kommission. Goltz zufolge bewohnten kurdische Stämme und Armenier südlich von Musch gemeinsam eine wild zerklüftete Hochgebirgsmasse. Er unterstrich allerdings – damit sämtliche Migrationsbewegungen der vergangenen Jahrzehnte Lügen strafend –, dass sich das „armenische Element“ dort seit 60 Jahren stark ausgebreitet habe und nun anstatt ursprünglich fünf bis sechs Dörfer, 45 „besetzt“ hielt. Auseinandersetzungen zwischen Armeniern und Kurden, so Goltz im Weiteren, seien dort ein sich jährlich wiederholendes Phänomen. Doch die 1894 von der Osmanischen Regierung „zum Schutz der Kurden“ detachierten Infanterieeinheiten seien nicht in der Lage gewesen, die Armenier zu beruhigen. Erst der unter Oberst Tewfik Bey erfolgte Einsatz von rund 1200 Mann Infanterie und 120 Mann Kavallerie vermochte dies. „Angebliche Greueltaten“ stellte Goltz in Abrede. Das Ergebnis, der Sieg der Regierung am Berg Andoq, der mit fünf Toten auf regulärer osmanischer und rund 200 auf armenischer Seite endete, schien ihm angemessen. Die Schilderung von Schreckenszenen, die vorgefallen sein sollen, gehöre, so schrieb Goltz, „glücklicherweise der ausschmückenden Phantasie der Erzähler“ an. Dennoch fügte er bei, dass „einzelne Taten der Rohheit und Wildheit leider immer vorkommen werden, wo unter ähnlichen Verhältnissen gefochten wird“. Für Goltz galt es nun Maßnahmen zu treffen, um in Zukunft solche Ereignisse zu verhindern. Eine autonome armenische Verwaltung schloss er aus, weil die „nur rund 800'000 osmanischen Armenier“ über das ganze Gebiet des Osmanischen Reiches zerstreut seien und nirgends eine Mehrheit zählten. Auch den Sinn von Reformen zweifelte Goltz grundsätzlich an. Das beste Mittel sei der grundsätzliche Verzicht der Armenier auf die „Agitation“ gegen die Osmanische Regierung. Dazu empfahl Goltz, dass „der gebildete Teil der Armenier, dem unter anderem auch hohe Staatsbeamte angehören, seinen Einfluss auf die erregten Gemüter unter den Landsleuten – namentlich auch im Auslande – geltend zu machen hat, um sie zu loyalem Verhalten, zur Ruhe und Besonnenheit zurückzuführen.“[61] So verharmloste Goltz vor einer breiten deutschen Öffentlichkeit in aller Deutlichkeit die Grausamkeiten der Hamidischen Massaker. Noch Jahre später sollte der türkische General Pertev Demirhan, ein ehemaliger Schüler und Bewunderer des Feldmarschalls, Goltz für seinen Artikel ausdrücklich loben. Ihm zufolge war Goltz der Einzige, der damals, als wegen „angeblicher, wissentlich erfundener türkischer Grausamkeiten gegen die Armenier in Ost-Anatolien“ fast das ganze Europa sich wütend gegen das Osmanische Reich äußerte, „im Namen der Wahrheit und Gerechtigkeit die Feder ergriff.“[62] Allerdings wusste Goltz genau, was vorging. Gegenüber Pastor Bodelschwigh, einem protestantischen Geistlichen, der sich in der deutschen Öffentlichkeit stark für die Armenier einsetzte, unterstrich Goltz später, dass „die blutigen Schlächtereien der Christen nicht nur etwa mit Zulassung, sondern auf ausdrücklichen Befehl des Sultans eingeleitet und durchgeführt“ worden waren.[63] 

Andere Maßnahmen zur Vorbeugung und Unterdrückung von Wirren auf die Goltz drängte, gingen nur schleppend voran. So empfahl er die rasche Verteilung neuer Mauser-Gewehre, damit sich die Truppen mit deren Gebrauch vertraut machen konnten.[64] Dass sie noch im September 1895 nicht an die Truppen ausgegeben waren, lastete Goltz dem Sultan an, dem es am guten Willen fehle, seine Soldaten für die Unterdrückung von Aufständen sachgemäß auszurüsten. Goltz war der Überzeugung, dass, wenn die Armenier Reformen durchsetzten, sich auch die mazedonischen Bulgaren rühren werden. Die einzige Möglichkeit dies zu verhindern, sah er in der Bereitschaft der Streitkräfte jeglichen „Beunruhigungsversuch“ sofort niederzuschlagen.[65] Goltz wurde trotz seiner Zweifel am Willen des Sultans, energische Maßnahmen zu befehlen nicht enttäuscht. Bereits wenige Wochen später konnte der deutsche Diplomat Saurma nach Berlin berichten, der Sultan habe direkte Befehle gegeben, die aufständischen Armenier niederzuschlagen. Offen war, ob der Padischah, der die „Blutgier der Muhammedaner gegen die verhassten Armenier entfesselt“ habe, auch im Stande war, dem Massaker Einhalt zu gebieten. Die Ansichten darüber seien zwar in politischen und militärischen Kreisen geteilt. Doch Goltz, so berichtete Saurma, der in Fragen dieser Art gut orientiert sei, glaube, wenn der Sultan offen und unzweideutig fordern würde die Armenier in Zukunft zu schonen, auch diesem Befehl Folge geleistet würde. Dabei müsse aber jeder Hintergedanke ausgeschlossen werden können, „so dass die ausführenden Organe in der Provinz, welche den persönlichen Hass des Sultans gegen die Armenier kennen, nicht etwa glauben, dass im Grunde doch ein Gefallen mit der Fortsetzung der Gewalttätigkeiten gegen dieselben geschieht.“[66] 

Im Dezember 1895 endete der zwölfjährige Aufenthalt Goltzens in Konstantinopel. Neben seinem Unterricht an der Militärschule (Harbyie) erreichten die von ihm verfassten Dienstvorschriften große Teile des osmanischen Offizierkorps. Zudem wurde sein 1883 in Deutschland publiziertes Buch „Das Volk in Waffen“ ins Türkische übersetzt. Auf diese Weise gelangte Goltz im Osmanischen Reich auf theoretischer Ebene zu beträchtlichem Einfluss und einer großen Breitenwirkung.[67] In grober Verkürzung dargestellt, waren die Bedeutung des Vernichtungskrieges und das Nationalitätenprinzip wesentliche Punkte seiner Lehre. Den Zweck des Krieges sah Goltz in der völligen Vernichtung bzw. der gänzlichen Erschöpfung des Gegners. Das „nationale Bewusstsein“ betrachtete er als Element, welches die Widerstandskraft der Staaten im Krieg steigerte. Bei gleicher Hartnäckigkeit und Ausdauer der Kriegsparteien war an die Beendigung des Kampfes erst zu denken, wenn allgemeine Verwüstung und Verarmung die physischen und moralischen Kräfte völlig erschöpft hatten.[68] Das Nationalgefühl trug für Goltz wesentlich zur Erweiterung des Vernichtungsbegriffs bei. In Zukunft werde man sich darauf einzurichten haben, so Goltz, dass zur Erreichung des Kriegszwecks „vielleicht bis zum Äußersten'' fortschritten werden müssen.[69] Die Vorstellung des Krieges in dieser erweiterten, ja totalisierenden Form erstreckte sich sehr wohl auch auf den Umgang mit missliebigen Elementen im eigenen Land. Im Osmanischen Reich sollten diese Thesen des preußischen Offiziers im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Armenier im Ersten Weltkrieg erschreckende Auswirkungen zeitigen. So trugen die Lehren von Goltz, die den Einbezug aller Kräfte zur Erreichung des militärischen Sieges forderten, dazu bei, dass Deportationen, Umsiedlungen und Vernichtungsmaßnahmen Eingang in das Vorstellungsvermögen osmanischer Militärs fanden.[70] Goltz partizipierte damit an der theoretischen Basislegung für den späteren Genozid an den Armeniern und dessen militärischen Begründungen.[71]

Phase 7: In Deutschland (1896-1913)

Seit Ende 1895 war Goltz wieder in Deutschland und konnte nun aus der Distanz über die Armenierproblematik im Osmanischen Reich urteilen. Indem die Armenier zunehmend in die „Bahnen der Anarchisten“ einlenkten so schrieb Goltz, ernte der Sultan, was er gesät habe. Durch die „unnützesten und infamsten Quälereien hat er die Leute augenscheinlich zur äussersten Verzweiflung getrieben.“[72] Goltz rechnete nicht mit konkreten Maßnahmen der europäischen Regierungen zugunsten der Verfolgten. Selbst wenn der Sultan die gesamte Bevölkerung seines Reiches umbringen ließe, so schrieb er, würde sich in Europa kein Finger rühren. Zunächst verhinderten aus seiner Sicht wirtschaftliche Überlegungen und die Tatsache, dass „in unseren offiziellen Sphären eine ganz entschiedene Sympathie für den Sultan besteht“, eine solche Hilfe. Wesentliche Schuld für die ausgesprochene Zurückhaltung der deutschen Regierung gab Goltz der Furcht vor diesbezüglichen militärischen Maßnahmen. „Das Friedensgeplärre“, so meinte er, „das wir bei jeder Gelegenheit zu hören bekommen, ist mir so widerlich, dass ich gar nicht daran denken mag.“ Goltz zufolge hätte der Sultan nie gewagt, was er getan hatte, wenn er nicht genau gewusst hätte, dass keiner der regierenden Monarchen des Entschlusses zu einem Krieg überhaupt fähig war. „Die Strafe für die elende Politik der europäischen Mächte wird freilich nicht ausbleiben. Eine Natur wie die des Sultans kann nicht mitten auf der Bahn anhalten; er wird weiter durch Ströme von Blut waten und durch die Verwirrung gegen den Wunsch und Willen Europas den so kläglich gefürchteten Krieg doch herbeiziehen.“[73] Auch gegenüber seinem Dienstkameraden, dem Erbprinzen Bernhard von Sachsen Meiningen, vertrat Goltz die Meinung, Berlin suche auch weiterhin sein „Pulver trocken“ zu halten. Da niemand einen Krieg wolle, könne der Sultan ruhig weiter morden.[74] Goltz rechnete also bereits 1896 mit einer Fortsetzung der Massaker an den Armeniern, regte aber gegenüber offiziellen deutschen Stellen keine nachweislichen Gegenmassnahmen an; vor einer breiten Öffentlichkeit zeigte er sich ausgesprochen turkophil. 

Im Oktober 1897 publizierte Goltz in der Deutschen Rundschau einen Bericht zur Lage im Osmanischen Reich. Demnach gründeten die dort herrschenden inneren Gegensätze auf der allgemeinen Unzufriedenheit mit der Schwäche des Reiches sowie der Ineffizienz der öffentlichen Verwaltung. Nur eine Regierung, die „eine kühne nationale Politik bewusst zu führen vermag“, könne dies ändern. Goltz empfahl, dass die Türkei zu ihrer Gesundung einen „Prozess der inneren Sammlung und Stärkung auf naturgemäß abgegrenztem Gebiete“ initiieren sollte. Dabei vertrat er die Idee, dass die gesamte moslemische Bevölkerung aus den bisher verlorenen europäischen Provinzen ihre Wohnsitze verlassen und in die kleinasiatischen und anatolischen Gebietsteile einwandern sollte. Leider, so Goltz, fehle der osmanischen Regierung das Talent zum Ansiedeln, da in der Vergangenheit bisher Hunderttausende in Folge unzweckmäßiger Maßregeln zu Grunde gegangen seien.[75] Was mit den Armeniern, deren historisches Siedlungsgebiet ebenfalls von den vorgeschlagenen Maßnahmen betroffen war, geschehen sollte, erörterte Goltz nicht. Aus seinen weiteren Überlegungen ließen sie sich jedoch ableiten. So beurteilte Goltz die Stärkung des Zusammenhaltes durch das „starke Band der Religionsgemeinschaft“, das „reger werdende Gemeingefühl des Islam“ als wesentliche Maßnahme zur Kräftigung des Reiches. Der panislamische Zug der Zeit, so schrieb Goltz, der naturgemäß zum Zusammenschluss aller moslemischen Nationalitäten dränge, könnte zur Förderung der innerpolitischen Einheit, insbesondere zur Verschmelzung der arabischen und türkischen Volksmassen wesentlich beitragen.[76] Zu dieser notwendigen Metamorphose forderte Goltz die forcierte Entwicklung der anatolischen Provinzen. Vor dem Hintergrund solcher Ideen war für nichtmuslimische Minderheiten wie die Armenier in einer erneuerten Türkei kein Platz mehr vorhanden.[77] Auch später griff Goltz Forderungen nach einer Modernisierung, insbesondere auch nach der verbesserten Durchsetzung staatlicher Autorität in den Provinzen wieder auf. Solche vertrat er beispielsweise als Präsident der Deutsch-Asiatischen Gesellschaft in einem Vortrag, den er am 31. März 1902 in Berlin zum Thema „Bagdadbahn“ hielt. Dabei verwies er auf den Wert der Bahnlinie zur Verschiebung von Truppen für die bessere Durchsetzung staatlicher Autorität in entfernten Landesteilen.[78] 

Während sich Goltz also in seiner Privatkorrespondenz durchaus kritisch gegenüber den türkischen Übergriffen an der armenischen Bevölkerung aussprach, vertrat er vor der deutschen Öffentlichkeit eine konträre Meinung. Auch im Kontakt zu offiziellen Stellen war er armenierfeindlich eingestellt. Der überaus armenierfeindliche Bericht des deutschen Botschafters in Konstantinopel, Freiherr Marschall von Biberstein, belegt dies. Marschall war der Ansicht, dass von allen unruhigen Völkern im Osmanischen Reich die Armenier die gefährlichsten seien. Nach den Hamidischen Massakern haben sie die Türkei verlassen und seien meist nach Amerika gegangen. „Von dort“, so Marschall „kehren sie jetzt zurück; viele mit Geld, alle mit einem glühenden Hass gegen den Sultan.“ Die Armenier waren aus der Sicht des Botschafters die zentrifugalen Kräfte des Landes und dabei den anatolischen Türken „bis in die tiefste Seele verhasst“. Die jungtürkischen Komitees müssten mit äußerster Vorsicht vorgehen, „wenn sie neue Ausbrüche dieses Hasses vermeiden wollen.“ Kaiser Wilhelm II. war von dem Bericht Marschalls begeistert und bezeichnete ihn in seiner Randmarginalie als „geradezu klassisches Werk“. Er sah darin all das bestätigt, was er seit seinem letzten Besuch in Konstantinopel 1898 „mit Marschall, Goltz und Tewfik Pascha“, dem osmanischen Botschafter in Berlin, „so oft besprochen“ habe. Auf Befehl des Kaisers ging der Bericht auch an Goltz.[79] Wie gering Goltz die Armenier im Allgemeinen einschätzte, geht aus einer Bemerkung in einem Artikel über Mazedonien hervor. Der „gewandte armenische Kaufmann“ hatte demnach den Mazedonier „schlimmer ausgesogen als der Feudalherr.“[80] Goltz kolportierte damit öffentlich das stereotype Bild des geldgierigen Armeniers. 

Im April 1909 fanden im Gebiet von Adana erneut Pogrome gegen die Armenier statt. Obwohl das jungtürkische Regime nicht unmittelbar daran beteiligt war, wurde das Vertrauen der Armenier in das neue Regime damit nachhaltig gestört. Die parallel dazu verstärkten Forderungen nach Emanzipation der armenischen Gemeinschaften, der Wunsch nach Gleichstellung vor dem Gesetz und der Pflege traditionaler Eigenheiten vor dem Hintergrund eines politischen und kulturellen Widererwachens verschärfte bestehende Spannungen weiter.[81] Am 1. Dezember 1910 hielt Goltz vor der Deutsch-Ostasiatischen Gesellschaft im Berliner Künstlerhaus einen Vortrag zur Situation des Osmanischen Reiches. Dabei nahm er einen Rückblick über die letzten sieben Wochen vor, die er in Konstantinopel verbracht hatte. Goltz betonte nicht nur die lobenswerten Rüstungsanstrengungen sowie den Nutzen der abgehaltenen Manöver, sondern unterstrich die Eintracht, die im Heer zwischen Christen und Moslems herrsche. Die Lage in Albanien, Armenien und Kurdistan bezeichnete als so ruhig wie schon lange nicht mehr. Optimistisch beurteilte Goltz die gesamten Entwicklungen im Osmanischen Reich unter dem jungtürkischen Regime.[82] Goltz verschwieg damit durch gezielte Desinformationen die anhaltenden Spannungen zwischen Türken und Armeniern. Er trug so die Politik der deutschen Regierung mit, die fremde Mächte aus der osmanischen Innenpolitik fern zu halten suchte.[83] 

Der verlorene Balkankrieg von 1912/13 zog neben wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen auch demographische Folgen für das Osmanische Reich nach sich. So wanderten über 400'000 moslemische Emigranten aus dem Balkan in die türkischen Kerngebiete Anatoliens.[84] Die von Goltz erhoffte, umfassende Regeneration der Türkei erfolgte nicht. Eine zentrale Ursache dafür erblickte er in den zentrifugalen Bestrebungen im Innern des Osmanischen Reiches. Insbesondere die Unruhen in Armenien „können den Anstoß zur Fortsetzung des Auflösungs- und Abbröckelungsprozesses sein.“ Um dies zu verhindern, empfahl Goltz, die dort stehenden osmanischen Streitkräfte in einen guten, schlagfertigen Zustand zu versetzen. Sie sollten fähig sein, den Widerstand gegen einen Angriff von Außen jederzeit aufzunehmen und die Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern zu garantieren.[85] In seiner 1913 erschienenen Publikation „Der jungen Türkei Niederlage und die Möglichkeit ihrer Wiedererhebung“ nahm Goltz detailliert Stellung zu den Ursachen des verlorenen Balkankrieges und der Zukunft des Osmanischen Reiches. Auch hier thematisierte er die „inneren politischen Wirren“ und nannte die Tatsache, dass die Armee „unaufhörlich durch die einander ablösenden Aufstände in entfernten Provinzen“ gestört wurde, als eine der wichtigsten Ursachen für die mangelhafte Vorbereitung der Armee auf den Krieg. Nach wie vor, so schrieb er, erschöpfe sich das Osmanische Reich in den unaufhörlichen Kämpfen gegen die von den Nachbarn ausgerüsteten und heimlich unterstützen Parteigänger der verschiedenen miteinander ringenden Nationalitäten.[86] Seine Anspielung auf die osmanischen Spannungen im Balkan und den armenischen Vilajets war überdeutlich. Konkreter wurde er hinsichtlich der Konsequenzen diesbezüglicher osmanischer Maßnahmen und ihrer Auswirkungen auf die deutsche Politik: „Die christliche Bevölkerung Anatoliens ist überall in der Minorität und wohnt, von wenigen Distrikten abgesehen, zerstreut in der mohammedanischen Masse. Aufstände sind dort weniger zu befürchten, und wo sie etwa vorkommen sollten, werden sie die europäische Politik weniger berühren, nicht deren unaufhörliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Reichs hervorrufen. Diesem wird somit die für die Regeneration notwendige Ruhe zuteil werden.“ [87] Dabei legte Goltz besondere Bedeutung auf das angebliche anatolische Kernland des Reiches. Insbesondere dessen „wohldurchdachte und gut vorbereitete innere Kolonisation“ würde zur Befriedung unschätzbare Dienste leisten. Es sei von größter Wichtigkeit, so Goltz, die moslemische Bevölkerung Vorderasiens durch die aus den abgetretenen europäischen Provinzen auswandernden islamischen Flüchtlingen wieder zu vermehren. Doch eine solche Umsiedlungspolitik trug auch Nachteile in sich. Goltz schrieb diesbezüglich: „Leider pflegen die Verluste bei diesen Völkerwanderungen im Kleinen sehr erhebliche zu sein, zumal, wenn sie, wie jetzt, in der schlechten Jahreszeit stattfinden. Die orientalische Sorglosigkeit lässt es leicht an den einfachsten Vorsichtsmassregeln fehlen.“ Doch nicht nur in Anatolien, auch in Kurdistan, Mesopotamien, Babylonien und Syrien sah Goltz Möglichkeiten zur Ansiedlung von Menschen. Auch Nomadenstämme wie die Kurden konnten seiner Meinung nach sesshaft gemacht werden. In dieser Hinsicht, so Goltz, habe Sultan Abdul Hamid II. bereits „tüchtig vorgearbeitet.“ Zusammenfassend meinte Goltz, dass es nun die Pflicht des jungtürkischen Staates sei, eine rücksichtslose Interessenpolitik zu verfolgen: „Das ist menschlich nicht schön, aber bisher noch immer Brauch gewesen in der Politik dieser Welt.“[88] Damit befürwortete Goltz grundsätzlich das Konzept der Zwangsumsiedlung und nahm aus nationalen Überzeugungen die damit verbundenen menschlichen Tragödien in Kauf.

Fazit

Ohne gegen die osmanischen Armenier prädisponiert gewesen zu sein, trat Goltz 1883 in die Dienste des Sultans. Armenien erfasste er als geostrategischen Raum, der ein wichtiges militärisches Aufmarschgebiet im Kriegsfall darstellte. Andere Spannungsfelder einer bestehenden Armenierproblematik thematisierte er zunächst nicht. Seit 1886 artikulierte Goltz antiarmenische Einschätzungen, die auf seinen Erfahrungen im Zusammenhang mit deutschen Rüstungsgeschäften im Osmanischen Reich gründeten. Goltz geriet dabei in den ihm bisher fremden Konkurrenzkampf um wirtschaftliche Marktanteile. Seine Gegner waren oft einflussreiche Armenier, deren Geschäftspraktiken, die sich im Übrigen von den seinen kaum unterschieden, bei Goltz zu antiarmenischen Reflexen führten. Goltz erfasste die zum Teil prekären Lebensumstände der Armenier und das daraus resultierende Unruhepotential. Seine Lösung beschränkte sich jedoch auf die Forderung nach armenischem Wohlverhalten. Armenische Verschwörungen verwies Goltz zunächst ins Land der Phantasie; später identifizierte er armenische Intellektuelle und die armenische Diaspora als Schuldige. Dem Sultan empfahl er ein rücksichtsloses Vorgehen gegen die Armenier, um die allfällige Ausbreitung von Unruhen in den Balkan zu verhindern. Die Schaffung der kurdischen Hamidiye-Regimenter, die in Europa zu Recht als eine antiarmenische Maßnahme gedeutet wurden, begrüßte Goltz. Über die Hamidischen Massaker verbreitete er in der deutschen Öffentlichkeit verharmlosende Unwahrheiten. Auch gegenüber Berlin betrieb er, der selbst bei ausländischen Diplomaten als ein Kenner des Osmanischen Reiches galt, eine schamlose Desinformationspolitik. Diese passte sowohl in seine antiarmenische Grundhaltung, wie in die seit Jahrzehnten von Berlin gegenüber Konstantinopel offiziell vertretene Politik der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten. Zurück in Deutschland, verurteilte Goltz zwar in privaten Korrespondenzen die Massaker an den Armeniern, öffentlich äußerte er sich nie in diesem Sinn. Das Vorgehen der türkischen Militärs gegen die Armenier widerspiegelt denn auch die seit Jahren von Goltz vertretenen Lehren über den Vernichtungskrieg im Zeitalter des Nationalismus. Die von ihm seit dem Balkankrieg von 1912/13 noch verstärkt propagierte Kräftigung der Türkei auf der Grundlage einer Sammlung der islamischen Bevölkerung führte in letzter Konsequenz zu ethnischen Säuberungen. Als Mentor zahlreicher türkischer Militärs sowie im Umgang mit dem Osmanischen Reich erfahrenster deutscher Offizier kam Goltz großes Gewicht zu. Insofern war er bereits lange vor dem Ersten Weltkrieg maßgeblich daran beteiligt, die theoretischen Grundlagen für den Genozid an den Armeniern von 1915/16 zu schaffen.

[1] Colmar Frhr. v. d. Goltz (12.8.1843 Bielkenfeld/Ostpr. – 19.4.1916 Bagdad); Preußischer Generalfeldmarschall; Generalinspekteur des Militärbildungswesens und Souschef des Generalstabes im Osmanischen Reich (1883-1895); Kommandofunktionen im Deutschen Reich (1896-1913); Generalgouverneur in Belgien (August-November 1914); Adjutant Sultan Mehmets V. (November 1914-April 1915); Oberbefehlshaber osmanischer Armeen (April 1915-April 1916), in: Goltz, Denkwürdigkeiten (in der Folge GD bezeichnet), Berlin 1929.

[2] Donald Bloxham, The Great Game of Genocide. Imperialism, Nationalism, and the Destruction of the Ottoman Armenians, Oxford 2005, S. 116-123.

[3] Boris Barth, Der Völkermord an den Armeniern im Ersten Weltkrieg. Die Politik des Deutschen Reiches und die internationale Forschung, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 5/6 2004, 319-337, hier: S. 328f.; Donald Bloxham, Three Imperialisms and a Turkish Nationalism: International Stresses, Imperial Disintegration and the Armenian Genocide, in: Patterns of Prejudice 36/4 2002 (Institute for Jewish Policy Research), S. 37-58, hier: S. 39-46; Udo Steinbach, Geschichte der Türkei, München 2000, S. 19.

[4] James Reid, Total War, the Annihilation Ethic, and the Armenian Genocide, 1870-1918 in: Richard G. Hovannisian (Hg.), The Armenian Genocide. History, Politics, Ethics, New York 1992, S. 21-53, hier: S. 31-33.

[5] Ulrich Trumpener, Germany and the Ottoman Empire, New Jersey 11968, Delmar/NY 21989; Frank G. Weber, Eagels on the Crescent, Germany, Austria, and the Diplomacy of the Turkish Alliance 1914-1918, London 1970; Jehuda L. Wallach, Anatomie einer Militärhilfe. Die preußisch-deutsche Militärmission in der Türkei 1835-1919 (Schriftenreihe des Instituts für Deutsche Geschichte der Universität Tel Aviv 1), Düsseldorf 1976; Michael Unger, Die bayerischen Militärbeziehungen zur Türkei vor und im Ersten Weltkrieg (Militärhistorische Untersuchungen 5), Frankfurt/M. 2003.

[6] Klaus Kreiser, Der Osmanische Staat 1300-1922 (Oldenburg Grundriss der Geschichte 30), München 2001, S. 30f.; Bernard Lewis, The Middle East. A Brief History of the Last 2000 Years, New York 1996, S. 286-304, 317.

[7] Gottfried Hagen, German Heralds of Holy War. Orientalists and Applied Oriental Studies, in: Comparative Studies of South Asia, Africa and the Middle East, 24/2 2004, S. 146f.

[8] Lothar Gall, Europa auf dem Weg in die Moderne 1850-1890 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte 14), München 2004, S. 4-44, 92-95.

[9] Ernst Engelberg, Bismarck. Das Reich in der Mitte Europas, Berlin 1990, S. 174f., 225f.; Gordon A. Craig, Deutsche Geschichte 1866-1945. Vom Norddeutschen Bund bis zum Ende des Dritten Reiches, München 1993, S. 108-113.

[10] Hatzfeldt an Schweinitz (St. Petersburg), Berlin 13.1.1882, PA AA, Türkei 139, R 13233; Fritz Fischer, Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18, Düsseldorf 1961, S. 36f.; Wallach, Anatomie, S. 15-17, 40-44; Gregor Schöllgen, Das Zeitalter des Imperialismus (Oldenburg Grundriss der Geschichte 15), München 2000, S. 62f.; Friedrich Scherer, Adler und Halbmond. Bismarck und der Orient 1878-1890 (Otto-von-Bismarck-Stiftung, Wissenschaftliche Reihe 2), Paderborn 2001, S. 69-96.

[11] Kieser, Friede, S. 117f.; Jelle Verheij, Die armenischen Massaker von 1894-1896. Anatomie und Hintergründe einer Krise, in: Hans-Lukas Kieser (Hg.), Die armenische Frage und die Schweiz (1896-1923), S. 77; Kreiser, Staat, S. 44.

[12] Carl Ritter (Hg.), Helmuth v. Moltke, Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839, Berlin 1841; Gustav Hirschfeld (Hg.), Helmuth v. Moltke, Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten, 8 Bde., Bd. 8, Berlin 1876-1917.

[13] F. von Schmerfeld (Hg.), Generalfeldmarschall Graf v. Moltke, Ausgewählte Werke, 4 Bde., Berlin 1925, Bd. 4, Feldherr, Geschichts- und Kulturforscher, Feldherr und Philosoph, S. 125, 149, 159f., 218f., 229, 234-237; Helmut Arndt (Hg.), Helmuth v. Moltke, Unter dem Halbmond. Erlebnisse in der alten Türkei 1835-1839, Tübingen 1979, S. 324f., 407.

[14] Schmerfeld, Werke, Bd. 4, S. 53f., 250, 253; Arndt, Halbmond, S. 76f.

[15] Arndt, Halbmond, S. 239; Schmerfeld, Werke, Bd. 4, S. 183-185, 211f., 249.

[16] Schmerfeld, Werke, Bd. 4, S. 62, 64; Arndt, Halbmond, S. 91.

[17] Helmuth v. Moltke, Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839, Berlin 1882, S. 354f.

[18] Goltz an seine Mutter, Berlin 25.12.1864, in: GD, S. 38.

[19] Schmiterlöw an Mudra, Berlin 19.6.1924, Bundesarchiv Militärarchiv (BA MA) N 80/19.

[20] Goltz an Jonas, Gera 23.5.1878, in: GD, S. 90; Katharina Krause geb. v. d. Goltz, Kindheitserinnerungen, ohne Datum, S. 5, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin (GStA PK), VI. HA, Familienarchiv (FA) von der Goltz, 224; Goltz, Eigenhändiger Lebenslauf, Konstantinopel, März 1893, BA MA N 737/7.

[21] GD, S. 90; Goltz, Das Volk in Waffen. Ein Buch über Heerwesen und Kriegführung unserer Zeit, Berlin 1883, S. 52.

[22] Manfred Messerschmidt, Die politische Geschichte der preußisch-deutschen Armee, in: Militärgeschichtliches Forschungsamt (MGFA), Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, Bd. 2, Abschnitt IV, 2. Teil, München 1983, S. 321-326.

[23] Craig, Geschichte, S. 128f.

[24] John C. G. Röhl, Wilhelm II. Die Jugend des Kaisers 1859-1888, München 1993, S. 599-616; Militärmissionen in Japan, China, Argentinien, Chile, Bolivien, Osmanisches Reich, in: Wolfgang Gust, Das Imperium der Sultane. Eine Geschichte des Osmanischen Reiches, München 1995, S. 360.

[25] Radowitz an Bismarck, No. 75, Ems, 26.6.1883, Politisches Archiv Auswärtiges Amt Berlin (PA AA) Türkei 139, Reich (R) 13234.

[26] Kemal Karpat, Ottoman Population Records and the Census of 1881/2-1893, in: International Journal of Middle Eastern Studies 9/1978, S. 246; derselbe, Ottoman Population 1830-1914, Madison/WI 1985, S. 27; Hermann Goltz/Axel Meissner (Hg.), Thematisches Lexikon zu Personen, Institutionen, Orten, Ereignissen, München 2004, S. 522.

[27] Mihran Dabag, Jungtürkische Visionen und der Völkermord an den Armeniern, in: Mihran Dabag/Kristin Platt (Hg.), Genozid und Moderne. Strukturen kollektiver Gewalt im 20. Jahrhundert, Opladen 1998, S. 158-162, 176-178, 203.

[28] Verheij, Massaker, S. 79f.; Kieser, Friede, S. 142f.; Bloxham, Power, S. 218.

[29] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 16.4.1885, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 1.

[30] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 26.12.1885, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 1.

[31] Goltz an Waldersee, Memorandum, Konstantinopel 16.4.1885, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 1.

[32] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 12.2.1887, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 2.

[33] Peter Paul Mauser (1838-1914), Waffenkonstrukteur, gründete mit seinem Bruder Wilhelm (1834-1882) die Waffenfabrik Mauser in Oberndorf/Neckar, in: www.mauserwaffen.de; Meyers Grosses Universallexikon, 15 Bde., Mannheim 1984, Bd. 9, S. 204.

[34] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 12.2.1887, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 2.

[35] William Achtermeier, The Turkish Connection. The Saga of the Peabody-Martini Rifle, in: Man at Arms Magazine, 1, 2/1979, S. 12-21.

[36] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 12.2.1887, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 2.

[37] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 25.12.1886, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 2.

[38] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 12.2.1887, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 2.

[39] Radowitz an Caprivi, Therapia 14.6.1892, PA/AA, Türkei 142, R 13285.

[40] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 15.2.1887, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21 Bd. 2.

[41] Verheij, Massaker, S. 74, 76.

[42] Heinrich Otto Meisner (Hg.), Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Alfred Grafen von Waldersee, 3 Bde., Stuttgart 1922, Bd. 1, S. 259f.

[43] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 16.4.1885, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 1; Waldersee an Herbert von Bismarck, Berlin 8.5.1885, PA AA, Türkei 142, R 13281; Waldersee an Bismarck, Berlin 15.1.1888, PA AA, Türkei 142, R 13349.

[44] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 23.1.1888, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 2.

[45] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 15.3.1888, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 2.

[46] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 5.6.1888, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 2.

[47] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 12.11.1888, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 2.

[48] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 7.10.1889, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 3.

[49] Generalstab, Denkschrift, Berlin 23.1.1889, PA/AA, Orientalia Generalia 5, R 14410.

[50] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 30.1.1888, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 2.

[51] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 2.2.1890, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 3.

[52] Goltz an Waldersee, Candilli 26.8.1890, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 3.

[53] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 24.12.1890, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 3.

[54] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 24.12.1890, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 3.

[55] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 18.6.1891, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 3.

[56] Cambon, Konstantinopel 28.2.1894, Documents Diplomatiques, Paris 1947, Bd. 11, S. 72, in: Verheij, Massaker, S. 80f.

[57] Erik Jan Zürcher, Turkey. A Modern History, London 2004, S. 82-84; Verheij, Massaker, S. 69-125, Vahakn N. Dadrian, Warrant for Genocide. Key Elements of Turko-Armenian Conflict, New Brunswick/NJ 1999, S. 81-87; Hans-Lukas Kieser (Hg.), Jakob Künzler, Im Lande des Blutes und der Tränen. Erlebnisse in Mesopotamien während des Weltkrieges (1914-1918), Zürich 2004, S. 11; Trumpener, Germany, S. 200f.

[58] Goltz, Eigenhändiger Lebenslauf, Konstantinopel, März 1893, BA MA, N 737/7; Loze an Ministère des Affaires Etrangères (Paris), Wien 2.1.1896, in: Documents Diplomatiques, Paris 1897, Nr. 256, S. 384f.

[59] Radolin an Hohenlohe Schillingsfürst, Pera 7.1.1895, PA AA, R 4832.

[60] „Asien“, Kölnische Zeitung, Sonntagsausgabe, Nr. 166, 24.2.1895.

[61] Colmar Frhr. von der Goltz, „Die Ereignisse von Talory (Sassun)“, in: Kölnische Zeitung, 2. Beilage zur Sonntagsausgabe, Nr. 168, 24.2.1895.

[62] Pertev Demirhan, Generalfeldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz. Das Lebensbild eines großen Soldaten. Aus meinen persönlichen Erinnerungen, Göttingen 1960, S. 68.

[63] Bodelschwigh an Hohenlohe Schillingsfürst, Bielefeld 4.11.1896, PA AA, Türkei 142, R 14436.

[64] Radolin an Hohenlohe Schillingsfürst, Pera 12.2.1895, PA AA, Türkei 142, R 13288.

[65] Goltz an Waldersee, Konstantinopel 22.9.1895, GStA PK, VI. HA, NL Waldersee B I, Nr. 21, Bd. 3.

[66] Saurma an Hohenlohe Schillingsfürst, Pera 13.11.1895, PA AA, Türkei 142, R 14415.

[67] Goltz unterrichtete an der Generalstabsschule: angewandte Taktik, kritische Kriegsgeschichte, Geschichte der Kriegskunst, Waffenlehre, Festungskrieg, strategische Geographie, in: Goltz, Eigenhändiger Lebenslauf, Konstantinopel, März 1893, BA MA, N 737/7.

[68] Goltz, Das Volk in Waffen, Berlin 1883, S. 494f.

[69] Ebenda, S. 499f.

[70] Reid, War, S. 27-32.

[71] Dabag, Katastrophe, S. 190.

[72] Goltz an Unbekannt, Frankfurt/O. 29.8.1896, BA MA, N 737/34.

[73] Goltz an Frau v. Düring, Frankfurt/O. 1.10.1896, GStA PK, VI. HA, FA von der Goltz, Nr. 220.

[74] Sachsen Meiningen an Goltz, Frankfurt/O. 16.10.1896, BA MA, N 737/31.

[75] Goltz, Stärke und Schwäche des türkischen Reiches, in: Julius Rodenberg (Hg.), Deutsche Rundschau LXXXXIII, 1897, S. 105f., 108.

[76] Ebenda, S. 109f.

[77] Ebenda, S. 112, 114-116.

[78] Vossische Zeitung, Berlin 19.3.1902, PA AA, Türkei 142, R 13472; Berliner Tageblatt 22.3.1902, PA AA, Türkei 142, R 13472; Jürgen Kloosterhuis, „Friedliche Imperialisten“. Deutsche Auslandsvereine und auswärtige Kulturpolitik, 1906-1918 (Europäische Hochschulschriften, Reihe III, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 588), 2 Teile, Frankfurt/M. 1993, Teil 2, S. 713. Vahakn Dadrian zufolge soll Goltz im März 1913 an einem Vortrag der Deutsch-Türkischen-Vereinigung die notwendige Umsiedlung der in den Vilajets Van, Bitlis und Erzerum wohnhaften Armenier in die Provinzen Aleppo und Mesopotamien vertreten und die Wiederansiedlung der vormals armenischen Gebiete mit arabischer Bevölkerung gefordert haben, in: Dadrian, History, S. 255; diesbezügliche Belege konnte der Autor des hier vorliegenden Beitrages jedoch nicht eruieren.

[79] Marschall an Reichskanzler v. Bülow, Generalstabeschef v. Moltke und Goltz, Therapia 3.9.1908, PA AA, Türkei 201, R 14170.

[80] Goltz, Woran es in Makedonien gefehlt hat, in: Velhagen und Klasings Monatshefte; XVIII Jg. 1903/1904, I Bd. 1903, S. 641-647.

[81] Kieser, Künzler, S. 14; Trumpener, Germany, S. 201; Dabag, Katastrophe, S. 189.

[82] Deutsche Tageszeitung, „Generaloberst Freiherr von der Goltz über die gegenwärtigen Zustände in der Türkei“, Nr. 586, 8.12.1910, BA B-L, R 8034, III/160.

[83] Dadrian, History, S. 249f.

[84] Zürcher, Turkey, S. 108, 345.

[85] Goltz, „Die Türkei nach dem Frieden. Ein letztes Mahnwort“, in: Neue Freie Presse 18.5.1913, PA AA, Türkei 134, R 13256.

[86] Goltz, Der jungen Türkei Niederlage und die Möglichkeit ihrer Wiedererhebung, Berlin 1913, S. 18.

[87] Ebenda, S. 44f., 52-54, zit. S. 54.

[88] Ebenda, S. 58f., 62.